Die Schwellenmärkte machen die Anleger weiterhin nervös. Doch es gibt keinen Grund, auf weitere Erholungssignale zu warten, bevor man sich wieder an die EM-Aktienmärkte traut. Die Zeit ist reif für die Suche nach neuen Wachstumsquellen in den Schwellenländern.

In den Anfangsmonaten des Jahres 2016 haben EM-Aktien erstmals seit Jahren die Aufmerksamkeit vieler Anleger erregt, die lange Zeit Abstand gehalten hatten. Der MSCI Emerging Markets Index stieg bis zum 21. Juni um 4,9 % auf US-Dollarbasis. Der Weg dahin war jedoch sehr schwankungsreich, und die Erinnerung an rasante Kursstürze in den Vorjahren ist noch allzu lebendig. Noch ist es zu früh, eine nachhaltige Erholung auszurufen.

Doch es gibt Grund zum Optimismus. Zwar mag die Konjunktur an Dynamik verloren haben, aber die Qualität des Wachstums vieler Länder hat sich in den vergangenen Jahren verbessert, weil die Inflation gesunken ist. So ist die Inflationsrate beispielsweise in Indien und den Philippinen auf fünf beziehungsweise zwei Prozent gefallen. Diese niedrige Inflationsrate führte zu steigenden Reallöhnen und verbesserter Kaufkraft der Verbraucher. Niedrigere Rohstoffpreise helfen Nettoimporteuren wie China und Indien. Und Zinssenkungen sind an der Tagesordnung, was in Ländern wie Indien einen wichtigen Impuls gibt.

Nach fünf harten Jahren glauben wir, dass all diese Gründe dafür sprechen, dass Anleger eine Reallokation in EM-Aktien in Erwägung ziehen sollten. Um dies effizient umzusetzen, bedarf es allerdings eines anderen Ansatzes als in der Vergangenheit. Selbst wenn die Konjunktur Schwung aufnehmen sollte, erwarten wir keine starke Aktienrallye wie 2002 und 2007, als die Anleger einfach nur in den Index investieren konnten und saftige Erträge genießen durften. Aber es finden sich immerhin zahlreiche ermutigende Trends, die wiederum robustes Wachstum generieren dürften und einen guten Wiedereinstiegspunkt für Anleger bieten.

Verbraucherausgaben, neu gedacht

Der rasante Anstieg der Verbraucherausgaben war stets ein Schlüsselelement der Anlagechancen in den Schwellenländern. Doch einige Muster ändern sich. In der Vergangenheit war der steigende Konsum in einigen Ländern durch Schuldenaufnahme gestützt. Heute sind die Konsumenten in wichtigen Ländern wie Brasilien und Südafrika bereits hoch verschuldet, was wenig Raum für weiteres Wachstum lässt.

Um überdurchschnittliches Verbraucherwachstum zu finden, sollte man sich daher auf jene Länder fokussieren, die niedrige Verschuldungsraten der Privathaushalte aufweisen. Dazu gehören etwa die Philippinen, Kolumbien, Peru und Indonesien.

Verbrauchertrends unterscheiden sich von Land zu Land. In Russland wachsen die „Hypermarkets“ (riesige Supermärkte) stark, weil sie niedrigere Preise als ihre herkömmlichen Konkurrenten anbieten. In Thailand hingegen boomen die „Convenience Stores“, eine moderne Form der Tante-Emma-Läden. Und in China trotzt die steigende Nachfrage nach privaten Bildungseinrichtungen den negativen Trends der Binnenwirtschaft.

China nicht abschreiben

Für viele Anleger ist die erlahmende Konjunktur in China ein Ausschlusskriterium. Wir denken, dass dies der falsche Ansatz ist. Anstatt China zu ignorieren, sollte man die Umwälzungen in der weltgrößten Volkswirtschaft analysieren.

Es ist sicherlich wahr, dass die „alten“ Branchen, wie Fertigungsindustrie und Rohstoffe, die eine ganze Epoche von Chinas Aufstieg zur globalen Wirtschaftsmacht definierten, immer weniger Wachstumschancen bieten. Doch es entwickelt sich ein „neues“ China, das ungeachtet der aktuellen Schwächephase vorwärtsprescht. Internet, Gesundheitswesen und Bildungsfirmen sind nur einige Bereiche, von denen wir in den kommenden Jahren überdurchschnittliche Wachstumsraten erwarten.

Nach globalen Marktführern suchen

Quer über den Globus verteilt sind einige Unternehmen aus den Schwellenländern zu globalen Marktführern geworden oder auf dem Weg dahin. Tata Consultancy Services aus Indien ist bereits ein führendes Unternehmen im globalen EDV-Dienstleistungsmarkt. Taiwan Semiconductor Manufacturing verfügt im Halbleiter-Sektor über eine dominante Marktstellung mit den höchsten Gewinnmargen. Aspen Pharmacare ist dabei, ein Marktführer für Pharmazeutika und entsprechende Generika in den Entwicklungsländern zu werden.

Viele dieser Namen sind vielleicht noch nicht allen internationalen Anlegern geläufig. Unserer Ansicht nach ist es jedoch nur eine Frage der Zeit, wann diese etablierten und aufstrebenden Unternehmen an die Spitze gelangen. Anleger, die heute dort investieren, erwerben außergewöhnliche Wachstumspotenziale zu günstigen Kursen.

Diese Hinweise sind nur einige Möglichkeiten für Anleger, über einen Wiedereintritt in den EM-Aktienmarkt nachzudenken. Entscheidend ist die Identifikation von Branchen und Unternehmen, die selbst in einem schwachen Konjunkturumfeld robustes Wachstum generieren können. Aktien solcher Unternehmen sollten sich auch in einem anhaltend schwierigen Marktumfeld gut entwickeln und gleichzeitig eine exzellente Ausgangsposition für eine potenzielle nachhaltige Erholung der Schwellenmärkte bieten.

Dieser Artikel ist zuvor in Citywire erschienen.

Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

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