Für Anleger auf der Suche nach höheren Renditen und Diversifikation drängen sich Lokalwährungsanleihen aus den Emerging Markets (EM) aktuell förmlich auf.

Schon seit etwa einem Jahr verzeichnen EM-Anleihen verstärkte Mittelzuflüsse, und dafür gibt es gute Gründe. Der Konjunkturausblick in vielen Schwellenländern verbessert sich und viele Regierungen setzen Wirtschaftsreformen um, verringern die Abhängigkeit von ausländischem Kapital und bekämpfen die Korruption.

Dennoch bevorzugen die meisten Anleger nach wie vor in Hartwährung begebene Papiere (Abbildung). Nicht zuletzt, weil vielen Investoren die Verluste bei Lokalwährungsanleihen im Gefolge der globalen Finanzkrise noch schmerzhaft in Erinnerung sind.

Zwischen 2013 und 2015 führten hohe Defizite in vielen Schwellenländern und die Furcht vor steigenden US-Zinsen (in englischer Sprache) zu einer Verkaufswelle. Die EM-Währungen stürzten ab und der J.P. Morgan Government Bond Index – Emerging Markets (Benchmark für Lokalwährungsanleihen) gab auf USD-Basis fast 30 % ab.

Das waren zweifelsohne harte Jahre für EM-Wertpapiere im Allgemeinen und Lokalwährungsanleihen im Besonderen. Doch heute bilden diese festverzinslichen Titel das am stärksten wachsende Segment des Markts, und aus Anlegersicht spricht vieles für sie. Zum Beispiel:

• Die EM-Währungen sind attraktiv bewertet. Einige asiatische Währungen befinden sich gegenüber dem US-Dollar auf den niedrigsten Ständen seit zehn Jahren.

• Die Regierungen in Brasilia, Neu-Delhi und Jakarta schnallen den Gürtel enger (in englischer Sprache).

• Die EM-Inflation ist stabil oder sinkend, das gibt den Zentralbanken Spielraum für Zinssenkungen.

• Die inflationsbereinigten Renditen liegen im Vergleich zu jenen der Industriestaaten auf historischen Höchstniveaus.

Wir glauben zudem nicht, dass sich Anleger zu viel Sorgen über steigende Zinsen in den USA machen sollten. Denn steigende Zinsen sind dort ein Anzeichen einer anziehenden Konjunktur, was wiederum den Schwellenländern zugutekommen sollte. Das gilt für Rohstoffproduzenten und Exportnationen gleichermassen.

Mehr Chancen, mehr Diversifikation

Ein weiterer Pluspunkt: Der Kreis der Länder, die Anleihen in ihren eigenen Währungen emittieren, dürfte in Zukunft wachsen. Viele Schwellenländer unternehmen erhebliche Anstrengungen, um die globalen Anleger zurückzugewinnen. So dürfte etwa die weitere Liberalisierung des chinesischen Anleihenmarkts in den kommenden Jahren die Aufnahme von Renminbi-Anleihen in die globalen Indizes ermöglichen. Peso-Anleihen aus Argentinien gelang dies bereits in diesem Jahr.

Wir erwarten auch, dass mehr EM-Unternehmen in der Heimatwährung Schulden aufnehmen werden. All dies sollte zu vermehrten Anlagechancen für Anleger führen, die damit von den verbesserten Konjunkturaussichten in den Schwellenländern profitieren könnten und zudem ihre Währungsallokation diversifizieren können.

Letzteres ist ein wichtiger Aspekt. Denn der US-Dollar, in dem die meisten EM-Hartwährungsanleihen notieren, erscheint uns zuletzt doch recht hoch bewertet zu sein. Und angesichts der handelspolitischen Absichten der Trump-Regierung erwarten wir tendenziell Massnahmen, die zu einer Schwächung des US-Dollars führen könnten.

Selektiv vorgehen

In zahlreichen Ländern bieten sich heute attraktive Währungschancen für das Anleihenportfolio. Viele lateinamerikanische Volkswirtschaften sollten von einem Trend zur politischem Mitte, weg vom Populismus, profitieren. In Asien dürften ein solides Wachstum, ein stabiles Bankensystem und gesunde Leistungsbilanzen die regionale Wirtschaft stützen.

Dennoch zahlt es sich aus, seine Hausaufgaben zu machen und nur selektiv Risiken einzugehen. Länder- und Sektorenauswahl sind wichtig. Aber auch andere Faktoren wie die Inflationszyklen und die Positionierung entlang der Zinskurve spielen eine Rolle. Die attraktivsten Chancen könnten in einem Land in mittellang laufenden Anleihen liegen, anderswo jedoch eher bei langen Fälligkeiten.

Eine weitere wichtige Entscheidung ist die Währungsabsicherung. Manchmal mag eine Anleihe auch oder sogar hauptsächlich wegen ihrer Währung attraktiv sein. Bei vielen EM-Anleihen ist das aktuell der Fall. In anderen Phasen mag es sinnvoller sein, sich zwar in der Anleihe zu engagieren, jedoch das Währungsrisiko teilweise oder vollständig abzusichern. Flexibilität ist hier also entscheidend. Auch Long-Short-Paarwetten auf Währungen können Ertragspotenzial heben.

Viele Anleger wissen bereits um den Wert von Engagements in EM-Anleihen. Doch viele der aktuell vielversprechendsten Chancen finden sich jenseits des Hartwährungsbereichs.

Die hier geäusserten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

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