Noch vor Kurzem erwarteten die Märkte eine straffere Geldpolitik der EZB und höhere Volatilität. Doch nun dürfte die neue quantitative Lockerung (QE) in der Eurozone die Volatilität dämpfen und jenen Staatsanleihen zur Hilfe kommen, die bisher am meisten zu kämpfen haben.

Rund um den Globus sind die Renditen langlaufender Staatsanleihen im Sinkflug. Der Grund hierfür ist, dass viele Anleger die Wirtschaftswachstumsprognosen gesenkt haben und der Markt eine hohe Wahrscheinlichkeit eingepreist hat, dass sowohl die US-Notenbank (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) noch in diesem Jahr Zinssenkungen vornehmen werden.

Grosser geldpolitischer Kurswechsel

Dies stellt einen beachtlichen Kurswechsel dar. Noch im November erwarteten die Märkte seitens der Fed eine allmähliche Anhebung der Zinssätze in den Jahren 2019 und 2020. Ebenso wurde für Europa mit einer strafferen Geldpolitik durch die EZB gerechnet, und die europäischen Anleger spekulierten, wie weit die Renditen deutscher Bundesanleihen steigen und sich die Spreads italienischer Staatsanleihen ohne die Unterstützung durch die quantitative Lockerung ausweiten würden.

Mittlerweile erwartet der Markt, dass die Fed die Zinssätze in den kommenden zwölf Monaten um 1% senkt. Nach den jüngsten Aussagen des scheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi stellt sich scheinbar nur die Frage, wann – und nicht ob – die EZB den Basiszinssatz weiter senkt und das QE-Programm wiederbelebt. Die nächste EZB-Präsidentin Christine Lagarde gilt gemeinhin als Verfechter einer expansiven Geldpolitk.

Staatsanleihen: Spreads in der Eurozone verengen sich

Wie wird dies künftig die Anleihenmärkte beeinflussen? Falls das Wirtschaftswachstum auf Kurs bleibt und die Vorhersagen in kommenden Quartalen eintreten, dürften die Staatsanleihenrenditen nicht erheblich von den aktuellen Niveaus abrutschen. Aber die Abwärtsrisiken für das Wachstum sind nach wie vor groß. Viele Länder kämpfen mit den direkten Folgen von Handelszöllen, einem sich verschlechternden Geschäftsklima und den Folgen der hohen Verschuldung des Unternehmenssektors. In Anbetracht dieser Risiken dürften die Renditen hochwertiger Staatsanleihen kaum zulegen. Für ein Portfolio könnten Staatsanleihen insgesamt ein gutes Gegengewicht zu Risikoanlagen bilden, sollte eines der Negativszenarien eintreten.

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In der Eurozone dürfte Italien der Hauptnutzniesser sein, falls die EZB ihr QE-Programm wiederbelebt. Angesichts der Tatsache, dass die Rendite fast auf dem Niveau Griechenlands (B-Rating) und deutlich über Portugal notieren, gibt es für die Spreads italienischer Staatsanleihen viel Spielraum für eine Verengung. Der weite Abstand italienischer BTPs zu Bundesanleihen resultiert aus mehreren Negativfaktoren. Hierzu gehören eine mögliche Herabstufung der Bonität auf „High Yield“ (und der darauffolgende Ausschluss aus den breiten Anleihenbenchmarks), das schwache Wirtschaftswachstum im Inland, der Defizitstreit mit der EU und ein Käuferstreik nach dem Ende der QE-Käufe. Die italienische Regierung hat sich dieser Probleme bereits angenommen und das für dieses Jahr prognostizierte Haushaltsdefizit nun von 3% auf rund 2% verringert. Eine neue QE-Runde würde jedoch dazu beitragen, die Probleme für Anleihenanleger zu lindern. Ungeachtet der zugrunde liegenden wirtschaftlichen und politischen Probleme, würde die Unterstützung durch die EZB die Spreads von BTPs gering und die Volatilität in Schach halten. Auch wenn der BTP-Markt auf die aktuellen Meldungen bereits positiv reagierte, gibt es aus unserer Sicht weiteren Spielraum.

Der Spread auf 30-jährige italienische Anleihen beträgt zu deutschen Bundesanleihen nach wie vor fast 300 Basispunkte. Doch die italienische Renditekurve bleibt sehr steil, und die Renditen auf kurzlaufende Anleihen liegen nun mehr als 200 Basispunkte unter den hohen Niveaus von 2018. Wir erwarten für die kommenden Monate eine weitere Verengung der italienischen Anleihenspreads, wobei länger laufende Anleihen besser abschneiden dürften.

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden. AllianceBernstein Limited ist von der Financial Conduct Authority im Vereinigten Königreich zugelassen und wird durch diese Behörde reguliert.

Quelle: AB

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