Anleger in europäischen Aktien sind verschiedenen Risikoquellen ausgesetzt. Indem man wie ein Unternehmer denkt, kann man die kurzfristigen Irritationen herausfiltern und sich auf nachhaltigere langfristige Ertragspotenziale fokussieren.

In einem Umfeld anhaltend niedriger Zinsen bieten Aktien in Europa ein attraktives Ertragspotenzial. Der konjunkturelle Kontext ist jedoch komplex. Und ein prallgefüllter Wahlkalender sorgt für erhebliche Unruhe fast überall in Europa. In dieser Gemengelage mag es manchem aktienaffinen Anleger schwerfallen, mit Überzeugung in fundamental solide Unternehmen zu investieren, deren Attribute doch entscheidend für die langfristigen Erträge sein sollten.

Denken wie ein Private-Equity-Investor

Doch es gibt einen Ansatz, der es erlaubt, auf die nachhaltigen Ertragsquellen fokussiert zu bleiben. Wir plädieren dafür, die frei handelbaren Börsen wie ein strategisch denkender Unternehmer im Stile eines Private-Equity-Investors zu betrachten. Diese Anleger denken und handeln ganz anders als die meisten Marktteilnehmer an den Kapitalmärkten. Vor allem ist ihr Zeithorizont länger, typischerweise etwa fünf Jahre.

Welche Private-Equity-Anlagetechniken können also besonders wertvolle langfristige Perspektiven liefern?

1.Analyse von Geschäftsstrategie, Umsetzung und Management

Aktienanleger fokussieren sich meist auf Kennzahlen wie Beta oder Volatilität. Dabei verraten diese Indikatoren herzlich wenig über die Erfolgschancen eines Unternehmens. Private-Equity-Investoren hingegen kaufen Firmen, nicht Aktien. Sie konzentrieren sich auf Geschäftsstrategie, Betriebsabläufe, Marktdynamik und Managementqualität. Das sind unserer Ansicht nach die Faktoren, die wirklich den Mehrwert und letztendlich den Anlegerertrag determinieren.

Unternehmenseigner untersuchen stets die Bilanzen und achten darauf, dass die Ertragszahlen nicht künstlich durch überzogene Schuldenaufnahme geschönt werden. Die Qualität der Unternehmensführung ist ebenso entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung von Geschäfts- und Finanzplänen.

2.Fokus auf Cashflows

Cashflows sind der wohl wichtigste Indikator für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens. Während viele Aktienanleger die Gewinne ins Zentrum ihrer Analyse stellen, bevorzugen Private-Equity-Investoren die Analyse der Cashflows, da diese nicht so leicht manipuliert werden können wie ausgewiesene Gewinne. Cashflows zeigen transparent, wie viel Geld in das Unternehmen hineinfliesst und wie viel herausgeht, sei es als Umlaufvermögen oder Investitionsaufwand. Diese Zahlen erscheinen im Gewinnbericht nicht. Unternehmen mit viel Cash treffen offenbar viele richtige Entscheidungen und sollten gut positioniert sein, um durch Investitionen ihr Ertragspotenzial zu mehren.

Die von Private-Equity-Investoren meist verwendete Kennzahl für das Ertragspotenzial eines Unternehmens durch seine Cashflows ist die „Internal Rate of Return“ (IRR). Dazu gehört die Analyse der Dividenden sowie des erwarteten Erlöses, falls das Unternehmen nach fünf Jahren wieder an den Markt gebracht wird. Es werden hierbei sehr konservative Schätzungen angelegt. Dadurch kann die IRR das Ertragspotenzial unabhängig von Kursanstiegen der Aktie realistischer taxieren.

3.Langfristiger Horizont

Wenn schlechte Nachrichten eine Aktie ereilen, kann die langfristige Investmentthese in nur wenigen Tagen oder Wochen der Volatilität unterminiert werden. Viele herkömmliche Investoren legen einen Anlagehorizont von nur ein bis drei Jahren zugrunde, Hedgefonds denken meist gar nur bis zum nächsten Quartal bis zu einem Jahr. Wir glauben, dass eine klare Betonung der langfristigen Perspektive – auf Sicht von drei bis fünf Jahren – ein Festhalten an einer Investmentthese auch in turbulenten Perioden erleichtert.

4.Lösen von der Benchmark

Private-Equity-Investoren sind nicht an die Benchmarks gefesselt, die das Handeln vieler Anleger an den offenen Kapitalmärkten dominieren. Unserer Ansicht nach hindert das Kleben am Index die Anleger daran, das durch Research aufgedeckte Ertragspotenzial eines Portfolios zu nutzen. Ein Loslösen von der Benchmark ermöglicht es Anlegern, ein konzentriertes Portfolio mit einer recht geringen Anzahl von Aktien zu strukturieren.

Diese Richtlinien sind der Schlüssel zur Konstruktion von differenzierten Portfolios, die äusseren Widrigkeiten mit dem Ziel attraktiver langfristiger Erträge trotzen können. Unternehmenseigner suchen stets nach widerstandsfähigen Wachstums- und Profitquellen, nicht zuletzt weil die konjunkturellen und politischen Umstände so kompliziert geworden sind. Mit einer ähnlichen Herangehensweise können auch Aktienanleger unserer Meinung nach in ganz Europa nachhaltige Anlagechancen identifizieren.

Die hier geäusserten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder. AB ist von der britischen Finanzmarktaufsicht genehmigt und wird von ihr beaufsichtigt.

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