Mit dem Start in das Jahr 2016 müssen sich Anleger gegen kurzfristige Volatilitätsspitzen und Ansteckungsrisiken bei Faktoren wie beispielsweise geopolitischen Turbulenzen und Druck auf die Ölpreise wappnen. Wie beeinflusst das Umfeld die Risiko-Rendite-Profile verschiedener Hedgefonds-Strategien?

Volatilität und Streuung schaffen Long/Short-Potenzial. Die globalen Märkte sind volatiler und die Streuung ist höher. Die USA wenden sich von der lockeren Geldpolitik ab, und die wirtschaftlichen Bedingungen werden in vielen Regionen schwieriger. Angesichts dieser Trends sind wir der Auffassung, dass der Markt zunehmend zwischen Unternehmen, Branchen und Anlageklassen unterscheiden wird. Dies dürfte die Anlagemöglichkeiten für Aktien-Hedge-Strategien verbessern.

Wir bevorzugen dabei Strategien, die sich einer fundamentalen Bottom-up-Analyse bedienen, um titelspezifische Long/Short-Chancen zu nutzen. Die Fundamentaldaten bewirken nicht immer kurzfristige Bewegungen in den Wertpapierkursen – die Stimmungslage sowie Mittelzu- und -abflüsse können die Märkte sicherlich ebenfalls beeinflussen. Wir glauben jedoch, dass es langfristig auf die Fundamentaldaten ankommt.

Natürlich bleibt keine Anlagestrategie ohne Risiko. Im Falle von drastischen Verkaufswellen an den Märkten würden sich fundamentale Long/Short Aktienstrategien gegenüber den breiten Marktindizes wahrscheinlich recht gut halten, doch die Chance auf absolute Renditen wäre begrenzt. Diese Strategien nutzen zwar im Allgemeinen Short-Positionen und Sicherungsgeschäfte am Markt, um sich vor dem Abwärtspotenzial zu schützen, doch unterhalten sie in der Regel Netto-Long-Positionen und unterliegen einem gewissen Marktrisiko.

Fundamentaldaten unterstützen eine hohe Transaktionssaktivität. Die makroökonomischen Fundamentaldaten – niedrige Ölpreise, geringe Finanzierungskosten und robuste Bilanzen der Unternehmen – befeuern weiterhin die starke Transaktionsaktivität, welche Event-Driven-Strategien tendenziell begünstigt. Da aber ansonsten das Umsatzwachstum in einem konjunkturellen Umfeld mit geringem Wachstum problematisch bleibt, bieten Unternehmenstransaktionen weiterhin möglicherweise verlockende Lösungen für Unternehmen. Infolgedessen bleibt die Unternehmensaktivität über eine Vielzahl von Bereichen, darunter Abspaltungen und Fusionen, nahe ihren historischen Höchstständen.

Viele ereignisgesteuerte Aktivitäten haben Veränderungen der Unternehmens- und Bilanzstruktur, Leistungsanreize sowie der Qualität der Unternehmensführung zur Folge. All dies kann Long- und Short-Chancen für jene Anleger eröffnen, die mögliche Auswirkungen dieser Veränderungen richtig einschätzen können.

2015 war für Event-Driven-Strategien ein schwieriges Jahr, doch die Spreads haben sich nun ausgeweitet. Eine Anzahl von hochrangigen Fusionen wurde im vergangenen Jahr verschoben oder scheiterte, und einige weit verbreitete Titel, die empfindlich auf Impulse reagieren, brachen ein. Höhere regulatorische Risiken waren ein wichtiger Faktor: Die negative Reaktion auf steuerlich bedingte Verlagerungen des Unternehmenssitzes, eine streitbarere Federal Communications Commission (Medienregulierer der USA) und ein kartellfeindlicher gesinntes US-Justizministerium spielten dabei alle eine Rolle. Da diese Faktoren Einfluss auf die Renditen haben, kam es auch zu einer Anpassung der Transaktionsspreads. An diesem Punkt des Konjunkturzyklus haben sich die Spreads so weit ausgeweitet, dass es im historischen Vergleich ein geeigneter Anlagezeitpunkt war.

Allgemein gesagt sind wir im Event-Driven-Bereich noch immer sehr positiv gestimmt, besonders bei Merger Arbitrage und solchen Strategien, die von den attraktivsten Anlagechancen über verschiedene Aktien- und Kreditmärkte hinweg profitieren können. Unternehmenstransaktionen sind jedoch von der Finanzierung dieser Transaktionen über die Kreditmärkte abhängig, und ein ernsthafter Rückgang der verfügbaren Kredite könnte eine Herausforderung für diese Strategien darstellen.

Wachsamkeit bei Verschuldung und geringerer Liquidität ist gefragt. Da die Bestände der Händler aufgrund regulatorischen Drucks auf Rekordtiefs liegen, erwarten wir an den Kreditmärkten insgesamt nach wie vor weniger Liquidität. Von der erhöhten Volatilität könnten jedoch Relative-Value-Kreditstrategien profitieren.

Nach schwieriger Zeit für notleidende Kredite ein möglicher Silberstreif am Horizont. Die mangelnde Liquidität an den Kreditmärkten hat zusammen mit der Verkaufswelle im Rohstoffbereich dazu geführt, dass Long-Only-High-Yield- und Distressed-Credit-Strategien in den letzten 18 Monaten zu kämpfen hatten, da sich die Spreads drastisch ausweiteten. Wir wissen nicht genau, wie dieser Konjunkturzyklus ablaufen wird, doch diese Strategien haben nach schmerzhaften Verlusten und Anstiegen des Volumens unter Druck geratener und notleidender Anleihen historisch eine deutliche Erholung erfahren.

Wie wir im Laufe der Jahre erlebt haben, kann sich das Umfeld rasch ändern und agile Strategien könnten in Zukunft reichhaltige Anlagemöglichkeiten vorfinden. Doch könnten die derzeit gedrückten Kurse trotz der drastisch ausgeweiteten Spreads eine Neubewertung erfahren, falls wir in eine Rezession abgleiten sollten.

Mehr Risiko und Verwerfungen sprechen für Makro-Strategien. Nach der globalen Finanzkrise haben Makro-Strategien jahrelang mit mangelnder Volatilität und eng miteinander korrelierten globalen Märkten zu kämpfen, da die Zentralbanken auf der ganzen Welt das gleiche Programm verfolgt haben. Zuletzt hat sich die Volatilität an den Märkten jedoch erhöht, da sich die Politiken der Zentralbanken in verschiedene Richtungen entwickeln. Die geldpolitische Straffung durch die US-Notenbank treibt den Dollar in die Höhe, was den Druck auf die Rohstoffpreise und den Wert von Emerging-Market-Anlagen zusätzlich erhöht.

Dieses Umfeld dürfte die Chancen für jene globale Makro-Strategien verbessern, die weltweit Relative-Value-Transaktionen bei Währungen, Zinssätzen, Rohstoffpreisen und Aktienmärkten durchführen. Bezüglich Makro-Strategien sind wir also zwar optimistischer gestimmt als in den zurückliegenden Jahren, doch bleiben wir vorsichtig im Hinblick auf solche Strategien, die einen hohen Konzentrations- und Fremdfinanzierungsgrad aufweisen.

Die hier geäusserten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

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