Chinas Wirtschaft befindet sich seit 2007 im Abschwung und es wird mit einer weiteren Verlangsamung gerechnet. Allerdings sind wir der Ansicht, dass sich inzwischen der Beginn von Trends erkennen lässt, die mit der Zeit den Rückgang in China dämpfen und zur Stabilisierung seines Wachstums beitragen könnten.

Einer der interessanten Aspekte der Korrektur im chinesischen Markt für A-Aktien im Juni und Juli bestand darin, dass sie erneut Bedenken über die wirtschaftliche Gesundheit des Landes in den Fokus rückte, obwohl die Rally (hauptsächlich getrieben durch Einzelhandelskäufe, Wertpapierkredite und Optimismus über Regierungsreformen) und der anschließende Rückgang kaum mit den wirtschaftlichen Fundamentaldaten in Zusammenhang standen (auf Englisch).

Diese mangelnde Verbindung wurde durch die Konjunkturdaten für den Monat August untermauert, die sich kaum von den drei vorherigen Monaten unterschieden, als der Markt für A-Aktien haussierte. Schon allein deshalb halten wir die Bedenken der Anleger wegen China im Verhältnis zur tatsächlichen Konjunkturlage für übertrieben.

Die Daten zeigten eine Fortsetzung des trägen Wachstumsumfeldes. Inmitten der gedämpften Stimmung gab es allerdings einen willkommenen Lichtblick. Er kam aus dem Immobilienmarkt, einem der Sektoren, die den Anlegern und politischen Entscheidungsträgern die größten Sorgen bereitet hatten.

Steigende Hoffnung auf Infrastrukturmaßnahmen

Die Investitionen in Wohnimmobilien und die Zahl der neu begonnenen Bauprojekte gingen im August weiter zurück, allerdings blieb die Transaktionstätigkeit robust (+15,6% gegenüber dem Vorjahr) und die Hypothekenkreditvergabe stieg stark an (+50% gegenüber dem Vorjahr, im dritten Monat in Folge). Die Verkäufe von Haushaltsgeräten und Möbeln verbesserten sich ebenfalls.

Diese Trends sind besonders vielversprechend, denn sie weisen auf eine echte marktbasierte Korrektur hin, die durch steigende Nachfrage und eine relative Angebotsknappheit herbeigeführt wurde. Sie reflektieren einen Rückgang der Wohnungsbestände und die Tatsache, dass Immobilienentwickler – die nach dem Aktiencrash und der Währungsabwertung vom vergangenen Monat weiterhin nervös sind – sich mit Neubauten nicht beeilen. Wir sind jedoch überzeugt, dass der Markt diese Signale ignoriert und die Möglichkeit eines Übergreifens vom Immobiliensektor auf den Rest der Wirtschaft unterschätzt.

Es gibt empirische und statistische Belege, die auf eine langsam zunehmende Dynamik für ein Anziehen der Aktivität schließen lassen. Zu Beginn dieses Jahres führte die Zentralregierung ein Haushaltsgesetz ein, das die Regierungen von Provinzen und Städten zwang, ihre Abhängigkeit von Bankfinanzierung zu verringern (auf Englisch) und Kapital an den inländischen Anleihemärkten aufzunehmen. So entstand der Sektor für Kommunalanleihen, der in den ersten drei Monaten seines Bestehens 1,7 Billionen RMB (267 Mrd. USD) aufnahm.

Sobald die Zentralregierung im nächsten Monat ihren 13. Fünfjahresplan bekannt gibt, wird dieser Liquiditätspool erwartungsgemäß in Infrastrukturmaßnahmen und andere Aktivitäten gelenkt werden, die die Konjunktur Ende dieses Jahres bis in das Jahr 2016 hinein anheizen werden.

Warnungen sind unbegründet

Der Wechsel der Lokalregierungen von Bankfinanzierung zu Anleihen ist an und für sich eine positive Entwicklung, da er das Konzentrationsrisiko im Bankensystem verringert und zur finanziellen Stabilität insgesamt beiträgt. Das Wachstum des Schattenbankenmarktes, das den Aufsichtsbehörden bis vor kurzem ebenfalls Sorgen bereitet hatte, stellt inzwischen weit weniger ein Problem dar.

Vor diesem Hintergrund erscheinen die Warnungen in jüngsten Medien- und Sell-Side-Broker-Berichten über die zunehmenden Abwärtsrisiken für die chinesische Wirtschaft – und die sich daraus ergebenden negativen Auswirkungen auf die Aussichten für die Weltwirtschaft – unbegründet.

Wir gehen stattdessen davon aus, dass sich das Wachstum in China bis zur Mitte des nächsten Jahres stabilisiert haben wird und eine ausreichende Grundlage für eine Erholung bieten wird. Das bedeutet wiederum, dass die aktuelle Bewertung des Risikos in Chinas Märkten viel zu konservativ ist.

Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

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