Die Volatilität an den US-Kapitalmärkten ist zuletzt angestiegen, ausgelöst vor allem durch Sorgen über Inflation und höhere Zinsen. Wir halten das Ausmaß der Reaktion für übertrieben, sind jedoch nicht überrascht, dass es zu einer Dynamik in der Aufwärtsbewegung von Inflation und Zinsen gekommen ist.

Eines der großen Mysterien des aktuellen Zyklus besteht darin, dass trotz robuster Konjunktur lange Zeit keine Reaktion auf der Inflationsseite erfolgte. Viele haben sogar die Phillips-Kurve in Zweifel gezogen, eine wichtige Kennzahl für Volkswirtschaften und Zentralbanken: Wenn die Wirtschaft brummt, entsteht Inflationsdruck (wir glauben, dass auch strukturelle Faktoren eine Rolle spielen).

Die Kombination von solidem Wachstum und niedriger Inflation hat es der Fed über die vergangenen Quartale erlaubt, die geldpolitischen Zügel extrem locker zu lassen und die Zinsen nur sehr behutsam anzuheben. Selbst angesichts von einem Absinken der Arbeitslosigkeit auf ein sehr niedriges Niveau. Dieses Umfeld hat erheblich zu den massiven Kursanstiegen an den US-Finanzmärkten beigetragen. Daher ist es wenig verwunderlich, wenn die Anleger nun so stark auf die Inflation fokussiert sind.

Anzeichen für höhere Inflation mehren sich

Auch wir erwarten für dieses Jahr einen Anstieg von Inflation und Zinsen. Diese Faktoren sind sogar seit einiger Zeit ein Kernelement unserer Prognosen für 2018.

Und wir sehen vermehrt Anzeichen für einen Preisdruck. In den vergangenen sechs Monaten sind die Preise in einem Ausmaß gestiegen, dass es auf zwölf Monate gerechnet zu einer Verbraucherpreisinflation von 2,5 Prozent kommen dürfte. Die Januar-Daten waren sogar noch drastischer, die Kerninflation stieg um 0,35 Prozent im Monatsvergleich, der höchste Wert seit mehr als zehn Jahren (Abbildung).

Selbstredend können kurzfristige Zeiträume der Inflationsmessung irreführend sein. Aber auch andere Indikatoren sprechen die gleiche Sprache. Die Dienstleistungsinflation, die weniger sensibel auf Rohstoffe oder Währungseffekte reagiert, liegt bei beinahe 2,5 Prozent im Jahresvergleich. Die Löhne steigen schneller denn je zuvor in diesem Zyklus. Das sollte die Verbraucherausgaben steigern und es Unternehmen erlauben, ihre Preismacht zu erhöhen.

Verschärfung der Haushaltslage spielt wahrscheinlich auch eine Rolle

Zusammengenommen ergeben all diese Faktoren ein ziemlich deutliches Inflationssignal, was wiederum unsere Schätzung von vier weiteren Zinsanhebungsschritten der Fed für 2018 sowie höheren langfristigen Zinsen stützt.

Die Haushaltspolitik dürfte langfristig auch zu höheren Preisen führen. Die Steuerreform des vergangenen Jahres sowie der US-Bundeshaushalt für dieses Jahr bedeuten einen erheblichen fiskalischen Stimulus und befeuern die Konjunktur zusätzlich. Die Zahlen sind vielleicht nicht extrem hoch, aber die Verschärfung der Haushaltslage ist unserer Ansicht nach ein weiterer Grund dafür, mit steigender Inflation zu rechnen.

Vorsicht bei kurzfristigen Kennzahlen

Wir glauben jedoch, dass der Inflationsanstieg der vergangenen sechs Monate etwas übertrieben ist, und dass die Inflationsrate sich mittelfristig auf einem etwas niedrigeren Niveau einpendeln dürfte.

Verändertes Verbraucherverhalten (Stichwort Onlineshopping) erschwert die Interpretation von Daten, insbesondere für die Weihnachtssaison. Wir fürchten daher keine galoppierende Inflation, da sich das Tempo der vergangenen Monate nicht aufrechterhalten sollte.

Fazit: Es scheint klar zu sein, dass die Inflation in den USA steigen dürfte, ebenso wie die Zinsen. Die Konjunktur ist immer noch robust und sollte dieses Umfeld mithin aushalten können. Dennoch ist wahrscheinlich weiterhin mit erhöhter Volatilität an den Märkten zu rechnen, und höhere Zinsen und Inflation werden Auswirkungen auf die Erträge haben. Angesichts der hohen Erträge der vergangenen Jahre ist das kein Beinbruch, aber ein sorgfältiger Blick auf das US-Engagement in Ihrem Depot hinsichtlich der Positionierung für die erwähnten Chancen und Risiken erscheint uns sinnvoll.

Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

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