Die Tatsache, dass die Liquidität am Anleihenmarkt verschwindet, sollte jeder Anleger und Finanzberater Ernst nehmen. Jedoch stellt das Liquiditätsrisiko auch eine zusätzliche Renditequelle dar. Die Kunst besteht darin, zu wissen, wie man dieses handhabt.

Aus diesem Grund ist die Wahl des richtigen Verwalters ausschlaggebend. Bevor man sein Geld irgendjemandem anvertraut, sollten Anleger bzw. ihre Berater sicherstellen, dass die zukünftigen Verwalter verstehen, wieso Liquidität schwindet, und über einen Anlageprozess verfügen, der dieses wachsende Risiko effektiv verwalten kann.

Wenn Sie dies nicht als Grundvoraussetzung betrachten, wird es unserer Ansicht nach schwierig werden, Ihr Portfolio vor dem Schaden, den weniger liquide Märkte verursachen können, zu schützen, und ferner die Gelegenheiten, die diese bieten, zu nutzen.

Nachfolgend sind ein paar Fragen aufgeführt, die sich Anleger unserer Meinung nach stellen sollten.

1) Worauf führen Sie den Liquiditätsrückgang zurück?

Für die meisten gilt eine Anlage als liquide, wenn sie ohne spürbare Auswirkungen auf ihren Kurs schnell ge- und verkauft werden kann. Dies wurde in letzter Zeit immer schwieriger.

Viele Marktteilnehmer geben den nach der Finanzkrise eingeführten Bankengesetzen die Schuld. Die neuen Gesetze, die die Banken sicherer machen sollten, sorgten zudem für eine geringere Risikobereitschaft bei den Banken. Folglich zählt der Großteil der Banken nicht mehr zu den sogenannten „Big Buyers bzw. Sellers“ von Unternehmensanleihen. In der Vergangenheit half das Engagement der Banken – insbesondere im High-Yield-Bereich – dabei, Kursschwankungen im Zaum zu halten. Darüber hinaus konnten Anleger in der Regel darauf zählen, dass die Banken ihre Rolle als Käufer wahrnehmen, wenn andere verkaufen wollten.

Da sie jedoch das Liquiditätsangebot beeinflussen, sind Gesetze nur ein Teil des Ganzen. Mehrere weitere Trends haben die potenzielle Nachfrage nach Liquidität beträchtlich erhöht. Diese umfassen Investor Crowding sowie die zunehmende Nutzung von Risikomanagementstrategien, die Leverage einsetzen und es Anlegern schwer machen, kurzfristige Volatilität zu überdauern.

Auf die eine oder andere Weise führten diese Trends dazu, dass Anleger weltweit dieselben Schritte zur selben Zeit unternahmen. Dies verzerrt die Anlagenkurse und lässt darauf schließen, dass Anleger unter Umständen der Meinung sind, dass ihre Anlage nicht ausreichend liquide ist, wenn sie dies benötigen. Wenn der Markt einen Schock erfährt und sozusagen ein Feuer ausbricht, kann jeder dieser Trends eine beschleunigende Wirkung haben.

Verwalter, die der Meinung sind, dass einzig die Gesetze Schuld an der Liquiditätsknappheit haben, sehen das große Ganze vermutlich nicht. Dies könnte dazu führen, dass Ihr Portfolio in Krisenzeiten anfälliger ist.

2) Hat sich Ihr Anlageprozess verändert, seitdem Liquidität knapp ist?

Da es riskant ist, anzunehmen, dass Liquidität vorhanden ist, wenn sie gebraucht wird, sollte sich ein Verwalter mit der Vorstellung wohlfühlen, Anleihen in seinem Portfolio für eine lange Zeit zu halten – möglicherweise bis zur Fälligkeit (siehe Abbildung). Da dies einer tiefgreifenden Analyse und eines selektiven Blickwinkels bedarf, erkundigen Sie sich über den Kredit-Research-Prozess des Verwalters und wie er sich verändert hat.

Verwalter sollten durch Verfolgung eines mulitsektoriellen Ansatzes ferner das Risiko verringern, in sogenannten „Crowded Trades“ festzustecken. Dadurch können Anlageverwalter, für den Fall, dass es in einer der überfüllten Ecken des Kreditmarkts – beispielsweise in den Bereichen Emerging Markets oder High Yield – zu Verkaufsspitzen kommt, einfach und schnell in Investment-Grade-Anleihen oder anderen Sektoren umschichten, wo Liquidität reichlicher vorhanden ist.

Die Vermeidung von „Crowded Trades“ versetzt Anleger außerdem in die Lage, basierend auf dem Value und nicht der Popularität Entscheidungen zu treffen. Verwalter, die dies tun und eine gewisse Menge an Barmittel bereithalten, werden in einer besseren Ausgangssituation sein, um rasch zuschlagen und attraktive Anlagen kaufen zu können, wenn andere verzweifelt versuchen, ihre Anlagen zu verkaufen.

Diese Fähigkeit, agil zu sein und nicht den populären Trends zu folgen, kann von wesentlichem Vorteil sein, wenn andere Anleger verkaufen müssen. Nehmen wir als Beispiel jene, die 2013 den „Taper Tantrum“ genutzt haben, um attraktive Anleihen zu kaufen, als alle anderen nur verkaufen wollten. Für die Bereitstellung von Liquidität, als andere sie benötigten, wurden sie mit höheren Renditen entlohnt.

3) Wie gehen Sie mit Volatilität um?

Die Volatilität ist fester Bestandteil der Märkte. Anleger sollten mit einer zunehmenden Volatilität rechnen, wenn die Liquidität abnimmt. Das Beste, was ein Verwalter tun kann, ist vorbereitet zu sein.

Kauft der Verwalter zum Beispiel „Call“- oder „Put“-Optionen, d.h. das Recht eine Anlage in der Zukunft zu einem vorgegebenen Preis zu kaufen oder zu verkaufen, um sich vor einer umfangreichen liquiditätsinduzierten Marktentwicklung zu schützen? Unseres Erachtens entspricht dies stark dem Fall, 3 USD für einen Regenschirm auszugeben, wenn die Sonne scheint. Früher oder später wird es schlussendlich regnen.

Die Alternative, d.h. zu warten, bis die Volatilität steigt und die Kurse fallen, bevor verkauft wird, ähnelt dem Kauf eines Regenschirms, wenn der Sturm bereits begonnen hat. Die Chancen stehen gut, dass Sie dann 5 USD dafür bezahlen müssen. Darüber hinaus werden Sie nass, da Sie durch den Regen laufen müssen, um einen zu kaufen.

4) Welche Rolle spielen Trader?

Historisch gesehen führten Trader bei Anlageverwaltungsgesellschaften hauptsächlich Order durch. Da sich Banken aus dem Anleihehandelsgeschäft zurückgezogen haben, hat sich der Verantwortungsbereich der Buy-Side-Trader erweitert. Bei Verwaltern, die eine aktive Rolle für Trader begrüßen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie Illiquidität zu ihrem Vorteil nutzen.

Einige Fragen, die beachtet werden sollten: Nehmen Trader eine aktive Rolle im gesamten Anlageprozess ein? Sind sie ausreichend qualifiziert, um Liquiditätsquellen zu finden, wenn ein Mangel an Liquidität vorliegt, und um das Beste aus den Gelegenheiten zu machen, die sich aus den Liquiditätsschwankungen ergeben? Verstehen die Trader die Strategien der Verwalter?

Sollte ein Verwalter diese Fragen nicht beantworten können, sollten Berater jemand anderen mit der Verwaltung der Anlagen ihrer Kunden beauftragen.

Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

Clients Only

The content you have selected is for clients only. If you are a client, please continue to log in. You will then be able to open and read this content.