Die steigende politische Unsicherheit macht Europas Aktienanleger nervös. Wir glauben, dass man dennoch widerstandsfähige Ertragsquellen erschließen kann, indem man sich auf jene Unternehmen konzentriert, die der Instabilität in Europa weniger ausgesetzt sind.

Europäische Aktien sind noch immer attraktiv bewertet, insbesondere wenn man die niedrigen Zinsrenditen von Anleihen als Vergleich hinzuzieht. Doch die Börsen werden auch von einer ganzen Reihe von Risiken bedroht, von einer eventuell wieder aufkeimenden Griechenland-Krise über Brexit bis hin zu den steigenden Wahlchancen von Populisten in vielen wichtigen Ländern.

Politische Risiken darf man nicht ignorieren. Doch nicht jede Aktie ist im gleichen Ausmaß davon betroffen. Einige europäische Unternehmen, wie etwa Banken in Ländern mit schwächeren Staatsanleihen, reagieren sehr sensibel auf innenpolitische Ereignisse. Andere jedoch sind globale Player, die von positiven Trends weltweit profitieren, deren Aktien aber dennoch aufgrund der politischen Unruhe in Europa mit Abschlägen gehandelt werden.

Déjà-vu: Ja, ist denn schon wieder 2012?

Es fühlt sich aktuell ein wenig wie 2012 an. Damals wurde Europa von einer Staatsschuldenkrise geplagt, die sogar die Gemeinschaftswährung bedrohte. Niemand wollte etwas von Aktien wissen. Doch es gab damals zahlreiche attraktiv bewertete Titel, die von der Krise nicht wirklich betroffen waren.

Zum Beispiel Ubisoft: 2012 war der Kurs der französischen Computerspielefirma im Keller, da man Verspätungen bei der Neuauflage des Hauptprodukts „Assassin´s Creed“ fürchtete. Jene Analysten, die damals genauer hinsahen, erkannten, dass die Verzögerung vorübergehender Natur war, und dass Sorgen rund um den Euro und französische Banken keine signifikanten Auswirkungen auf den Umsatz haben würden. In den folgenden Jahren bis Ende 2016 versechsfachte sich Ubisofts Aktienkurs.

Auch der deutsche Roboterhersteller KUKA überstand die Krise unbeschadet. Damals sorgten sich Investoren, dass KUKAs Umsätze mit europäischen Autoherstellern unter deren fallenden Verkaufszahlen leiden würden. Sie übersahen dabei, dass die Anzahl der für die Autoherstellung verwendeten Roboter stetig anstieg, angetrieben von der Nachfrage aus China, wo Unternehmen damit steigende Arbeitskosten bekämpften und Qualitätsverbesserungen durchführten. KUKAS Aktienkurs hat sich seit 2012 vervierfacht.

Geschäftsdynamik jenseits des politischen Getöses

Was haben diese Beispiele mit der aktuellen Marktlage zu tun? In beiden Fällen konnten Anleger, die sich auf die Unternehmen selbst und nicht auf deren Herkunftsländer fokussierten, die individuelle Geschäftsdynamik von den externen konjunkturellen und politischen Trends isolieren und dadurch Vertrauen in ihre Anlageentscheidung schaffen. Das entscheidende Element war dabei, die langfristige Perspektive im Blick zu behalten, egal wie stark die Märkte sich auf kurzlebige Unruhe konzentrierten.

Die europäischen Börsen bieten heute ein ganzes Bündel an attraktiven Anlagemöglichkeiten. Aktien sind unserer Ansicht nach attraktiv bewertet, mit einem vorausschauenden Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 15. Das entspricht einem Abschlag von 8 % gegenüber globalen und 17 % gegenüber amerikanischen Aktien (Abbildung, links). Aktien mit hohem Beta, im Allgemeinen als riskanter angesehen, werden zu erheblichen Abschlägen hinsichtlich des Kurs-Buch-Verhältnisses im Vergleich zu Titeln mit niedrigem Beta gehandelt. Anders ausgedrückt zahlen Anleger immer noch zu viel für den Anschein von Sicherheit, was Stockpickern reichhaltige Jagdgründe beschert.

Sektorbewertungen sind attraktiv

So sind etwa Chemie- und Energieaktien im Vergleich mit der außereuropäischen Konkurrenz und ihrer eigenen Historie günstig bewertet. In der Chemiebranche sind einige europäische Konzerne in einer guten Position, um von der verbesserten globalen Angebots-Nachfragedynamik zu profitieren. Dies gilt insbesondere für Spezialprodukte wie Polyethylene, die bei der Plastikproduktion verwendet werden.

Im Energiesektor sind einige der großen Ölkonzerne weiterhin attraktiv bewertet, selbst nach der Rallye im vergangenen Jahr. Die während des Ölpreiseinbruchs vorgenommenen Kosteneinsparungen sollten sich in den kommenden, profitableren Jahren bezahlt machen.

Und auch unter den Verbrauchertiteln finden sich interessante Gelegenheiten. Viele Konsumgüternamen verfügen über globale Marken und sind damit zu einem gewissen Teil vor einer potenziellen konjunkturellen Eintrübung in Europa gefeit.

Politische Risiken managen

Dennoch müssen natürlich politische Risiken in die Analyse einbezogen werden. Und ein signifikanter Störfall für die Märkte in Europa, wie etwa ein Austritt Italiens aus der Eurozone, kann nicht ausgeschlossen werden. Doch angesichts der hohen politischen Unsicherheit anderswo, von Washington bis Peking, gibt es keinen Grund, Europa einen regionalen Unsicherheitsmalus zuzuschreiben.

Fraglos werden in den kommenden Monaten auch schwer verdauliche Schlagzeilen auf Europa zukommen. Und deren Folgen sind nicht vorhersehbar, wie man bereits an den Kursanstiegen nach dem Brexit und der US-Wahl feststellen konnte. Dennoch kann man diese kurzfristigen Risiken beherrschen, indem man sich auf Unternehmen fokussiert, die ihr Schicksal ungeachtet unvorhersehbarer politischer Turbulenzen selbst in der Hand haben.

Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder. AB ist von der britischen Finanzmarktaufsicht genehmigt und wird von ihr beaufsichtigt.

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