Die Weltwirtschaft kommt nicht in die Gänge, was weitere Jahre unterdurchschnittlicher Renditen und Risk-on/Risk-off-Rangeleien erwarten lässt. Aus diesem Grunde möchten wir einige Möglichkeiten vorstellen, wie Aktienanleger ihre Portfolios für den Kampf rüsten können.

Das potenzielle jährliche BIP-Wachstum der Industrieländer hat sich im Laufe der vergangenen 20 Jahre von knapp unter 2% auf weniger als 1% halbiert. In den Emerging Markets hat sich der Rückgang ähnlich dramatisch abgespielt.*

Aktuell lassen sich einige Megatrends beobachten: Überalterung der Weltbevölkerung, steigende Einkommensungleichheit und Deglobalisierung, die die Produktivität strukturell beinträchtigen und sich somit auch auf das Wirtschaftswachstum niederschlagen. Mit dem Begriff Deglobalisierung meinen wir den Zerfall der in mehr als 20 Jahren erzielten Fortschritte in puncto Welthandel und grenzüberschreitender Kapitalinvestitionen.

Globalisierung auf dem Rückmarsch

Eine der stärksten Triebkräfte der Globalisierung könnte bleibende Folgen haben: die steigende Anti-Globalisierungsbewegung in der Politik der Industrieländer (wie der Brexit und der zunehmende Protektionismus in den USA und der Eurozone belegen). Doch was genau steckt hinter diesem Umschwung? Um mehr über die Hintergründe zu erfahren, werfen wir einen Blick auf das „Elefanten-Diagramm“, das seinen Namen seiner auffälligen Form verdankt (Abbildung). Das auf den Analysen des Ökonomen Branko Milanovic beruhende Diagramm lässt erkennen, dass eine starke Kluft zwischen den Gewinnern und Verlierern der Globalisierung besteht.

In dem Diagramm wird die Weltbevölkerung in Bezug auf das Einkommen pro Haushalt vom niedrigsten bis zum höchsten Perzentil aufgeschlüsselt und das Wachstum des Realeinkommens der einzelnen Perzentile in den Jahren 1988 bis 2008 gemessen. Die bei weitem grössten Gewinner sind die Mittelschicht der Emerging Markets (Punkt A) und die reichsten 1% der Industrieländer (Punkt C); die Hälfte hiervon sind Amerikaner. Zu den Verlierern (Punkt B) zählt die US-amerikanische, japanische und westeuropäische Arbeiter- und Mittelschicht, deren Einkommen stagniert.

Der Globalisierungsprozess ist viel zu fest verwurzelt, als dass er vollständig zum Erliegen gebracht werden könnte. Wie sich beobachten lässt, nimmt die Zahl der regionalen Handelsabkommen stetig zu. Dennoch beeinträchtigen sich der rückläufige Welthandel und die in Bezug auf grenzüberschreitende Kapitalinvestitionen herrschende Dürre gegenseitig und könnten weiterhin eine bedeutende Belastung für die Weltwirtschaft darstellen.

Angesichts der stärkeren Wahrscheinlichkeit eines für längere Zeit schleppenden globalen Wachstums werden Anleger Strategien benötigen, die in diesem Szenario bestehen können. Wir bieten drei Kriterien:

1. Erkennung neuer Wachstumsbereiche

Geringes Wachstum bedeutet nicht, dass nirgends Wachstum stattfindet. Es werden sich neue Märkte auftun, und die an der Spitze dieser Märkte befindlichen Unternehmen erfahren in einer wachstumsschwachen Welt eine höhere Wertschätzung. Beispiele für potenzielle Wachstumsquellen sind die technologischen Innovationen im weiten Feld des Online-Handels, der Wandel von Verbrauchergeschmack und -präferenzen sowie die steigende Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln und einer gesunden Lebensweise.

Zwei weitere Beispiele: Der Rückgang des im arbeitsfähigen Alter befindlichen Bevölkerungsteils wird wahrscheinlich die Nachfrage nach Hilfsmitteln und Dienstleistungen zur Steigerung der Produktivität über Software-gestützte Lösungen ankurbeln, während die zunehmende geopolitische Instabilität zu höheren Verteidigungsausgaben führen wird.

2. Konzentration auf nachhaltige Rentabilität

In einer von geringem Wachstum geprägten Welt kann die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen leicht verpuffen. Halten Sie daher nach Unternehmen mit beständigen Wettbewerbsvorteilen Ausschau, die diesen die Aufrechterhaltung einer hohen und prognostizierbaren Rentabilität ermöglichen, und zwar für einen längeren Zeitraum als ihnen der Markt hierfür die finanziellen Mittel zur Verfügung stellt. Die Quellen dieser Nachhaltigkeit können unterschiedlich sein, und die Bandbreite kann von einem gut geschützten Netzwerkeffekt bis zu einer nur schwerlich ersetzbaren Dienstleistung oder von einer beliebten Marke bis zu einem kostengünstigen Herstellungsverfahren reichen.

3. Festhalten an gewieften Kapitalmanagern

In Zeiten stärkerer Wirtschaftsaktivität können Überinvestitionen im Laufe der Zeit durch steigende Nachfrage ausgeglichen werden, was den für diese Fehlentscheidungen verantwortlichen Managern im Wesentlichen aus der Patsche hilft. In einem wachstumsschwachen Umfeld herrscht jedoch bei weitem weniger Spielraum. Unternehmen, die eine Anlage wert sind, sind heutzutage auch mit geringen finanziellen Mitteln in der Lage zu expandieren und legen ihr Kapital gewissenhaft an. In Zeiten grösserer Unsicherheit bieten solide Bilanzen einen guten Schutz.

Anlegern steht daher ein steiniger Weg bevor. Unternehmensleiter wie auch Anleger müssen die Gesamtzusammenhänge begreifen und sich auf diese einstellen. In Anbetracht des heutigen Marktumfelds sind wir der Überzeugung, dass die beste Vorgehensweise in einem selektiven, aktiven Ansatz besteht, der auf nachhaltige Rentabilität zu einem attraktiven Preis setzt. Für aufmerksame und geschickte Anleger werden sich Möglichkeiten auftun – selbst in einem dauerhaft schwachen Wachstumsumfeld.

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Recherchen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider.

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*Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD-Wirtschaftsausblick 2016.

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