Könnte ein verändertes Marktumfeld den zuverlässigen Ruf von Anleihen schädigen? Wir glauben, dass frei agierende Anleihenportfolios Anlegern dabei helfen können, unabhängig vom Stadium des Marktzyklus verlässliche Einkommensquellen zu erschliessen.

ZENTRALBANKEN NICHT MEHR SO ANLEIHENFREUNDLICH

Anleihen sind als Langweiler konzipiert. Anleger nutzen sie, um stetige Einkünfte und grössere Kapitalstabilität zu erzielen, als dies mit Aktien möglich ist. Diese Zuverlässigkeit ist eine nützliche Absicherung gegen die wankelmütigen Aktienmärkte und hilft dabei, die Volatilität eines gut diversifizierten Anlageportfolios einzuschränken.

Doch werden Anleihen auch angesichts sich verändernder Marktdynamik stabil bleiben? Die Geldpolitik in vielen Industrieländern schwenkt auf einen weniger unterstützenden Kurs um. Die Fed hebt die Zinsen an und sowohl die EZB als auch Japans Notenbank drosseln ihre grossen Anleihenkaufprogramme. Diese Veränderungen haben dazu geführt, dass die Zinsrenditen in vielen entwickelten Märkten wieder gestiegen sind, insbesondere am langen Ende. Eine Ausweitung des investierbaren Anleihenuniversums kann daher wertvolle Diversifikationseffekte erzielen.

Globale Portfolios, die eng an herkömmliche Anleihenindizes gekoppelt sind, sind dabei jedoch wenig hilfreich. Die Duration dieser Indizes ist im Zuge sinkender Renditen gestiegen. Im Fall des wichtigsten globalen Anleihenindex, des Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index, macht diese erhöhte Zinssensibilität gar 40 % in den vergangenen Jahren aus, während die Renditen auf nur ein Drittel des Ausgangsniveaus eingedampft wurden. Langlaufende, niedrig rentierende Anleihen sind besonders zinssensibel und werfen nicht ausreichend Einkommen ab, um den Kapitalverlust abzufedern, den höhere Zinsen mit sich bringen.

In herkömmlichen Anleihenindizes sucht man zudem grosse Teile des investierbaren Universums vergeblich. Dazu gehören variabel verzinste und inflationsgebundene Papiere, Anleihen mit Bonitäten unterhalb von Investment-Grade sowie Emissionen aus den Schwellenländern. All diese Anleihen sind weniger zinssensibel als die langlaufenden Staatsanleihen aus den Industriestaaten, die in vielen Indizes vorherrschen. Dabei bieten sie weitaus höhere Renditen.

Die Alternative: Ein uneingeschränkter Ansatz

Die zunehmenden Probleme herkömmlicher Anleihenportfolios haben dazu geführt, dass zahlreiche Anleger sich uneingeschränkten Strategien zuwenden. Sie können überall im breiten Anleihenuniversum anlegen und damit auch jenseits der Benchmarks Chancen nutzen, um die Erträge zu erhöhen, die Risiken zu senken – oder manchmal sogar beides gleichzeitig zu erreichen.

Es gibt dabei erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen uneingeschränkten Ansätzen . Deshalb ist es wichtig zu verstehen, exakt welche Risiken jedes Portfolio eingeht. Das sollte dabei helfen zu bestimmen, welche Rolle es innerhalb eines Gesamtportfolios einnehmen kann.

Manche dieser Strategien gehen fast kein Zinsrisiko ein, dafür umso grössere Kreditrisiken. Ihre Duration ist extrem niedrig oder gar negativ. Durch das hohe Engagement in Anleihen niedrigerer Bonität oder Liquidität ist ein solches Portfolio jedoch recht hoch mit den Aktienmärkten korreliert und kann im Falle einer Börsenbaisse daher kaum Zuflucht bieten. Portfolios, die ihre Zins-, Kredit- und Währungsrisiken sorgsam in Balance bringen, weisen hingegen weitaus grössere Flexibilität auf, um Marktturbulenzen zu überstehen.

ALLWETTER-IDEEN

Wir glauben, dass die folgenden Anlageideen in Kombination ein guter Ansatz sein können, um die Chancen des globalen Anleihenuniversums umfassend zu nutzen, verlässliches Einkommen zu liefern und in vielen verschiedenen Marktszenarien eine wirksame Diversifikation gegen Aktienmarkteinbrüche zu erreichen.

  • Australische Staatsanleihen verzeichnen Kursanstiege angesichts erwarteter Zinssenkungen durch die dortige Zentralbank im Zuge einer schwächelnden Konjunktur. Wir sehen Potenzial für weitere Kursgewinne, während die Staatspapiere vieler anderer Industrieländer durch steigende Zinsen und Inflation unter Druck geraten.
  • Credit Risk Transfer Securities (CRTS), von den staatlichen amerikanischen Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac emittiert und besichert, ermöglichen Anlegern Zugang zum dynamischen US-Wohnimmobiliensektor. Ihre variable Verzinsung ist im Umfeld steigender Zinsen attraktiv.
  • Europäische Finanzanleihen. Die Gewinnmargen der Geldinstitute litten stark unter der ultralockeren EZB-Politik. Nun sollten sie von zu erwartenden Zinsanstiegen profitieren. Ihre Anleihen sind zudem nicht Bestandteil des EZB-Anleihenkaufprogramms und daher nicht durch dessen Auslaufen gefährdet.
  • Einige Schwellenländer-Währungen und Lokalwährungsanleihen. Beispiel Mexiko: Die lahmende Konjunktur sollte in den kommenden Monaten zu einem starken Absinken der Inflationsrate führen. Davon dürften die dortigen Staatsanleihen profitieren, ebenso wie von einer verbesserten Wirtschaftspolitik. Lokale Staatsanleihen verfügen über ein Investment-Grade-Rating, bieten aber dennoch attraktive Renditen. Im Resultat sehen wir eine Kombination von hohem Ertragspotenzial bei gleichzeitig moderatem Risiko.

Diese Ideen decken verschiedene Ebenen von Ertragspotenzial, Risikominderung und Diversifikation ab. Selbst wenn einige Wetten nicht aufgehen sollten, dürften sie durch andere „Gewinner“ aufgefangen werden. Die Kombination von Anlagen mit niedriger oder negativer Korrelation kann ausserdem dabei helfen, die Volatilität des Gesamtportfolios im Verhältnis zum Ertrag zu senken.

Währungsabsicherung hilft

In einem für Anleihen weniger freundlichen Marktumfeld werden die eher langweiligen Attribute festverzinslicher Anlagen umso wertvoller. Stabilität wird wieder gesucht. Die Absicherung des Währungsrisikos kann Anlegern dabei zusätzlich zugutekommen. Währungsgesicherte Anteilsklassen reduzieren die Auswirkungen der Fluktuation des Wechselkurses zwischen ihrer Heimatwährung und der Basiswährung des Portfolios. Vollständig eliminieren können sie diese Schwankungen nicht. Aber wir sehen sie als ein wirksames Werkzeug für Anleger, um den vollen Nutzen aus einem globalen Anleihenportfolio zu ziehen, in jedem Marktumfeld.

Die hier geäusserten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder. AB ist von der britischen Finanzmarktaufsicht genehmigt und wird von ihr beaufsichtigt.

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