Es gibt viele Möglichkeiten, verantwortungsvolle Anlagegrundsätze auf Portfolios anzuwenden. Einige Anlageansätze können jedoch für die Schaffung eines Portfolios mit starken Ökologie-, Sozial- und Governance-Qualitäten („ESG“) besonders dienlich sein. Konzentrierte Aktienstrategien sind ein Beispiel hierfür.

Immer mehr Anleger auf der ganzen Welt fokussieren ihre Portfolios auf ESG-Faktoren. Für einige bedeutet das, Sektoren und Unternehmen auszuschließen, die nicht mit ihren Werten übereinstimmen. So zum Beispiel Waffenhersteller, Tabakunternehmen oder Betreiber von umweltbelastenden Kohlekraftwerken. Themenbezogene Portfolios, die in bestimmte Sektoren mit ESG-Schwerpunkt investieren, sind eine weitere Möglichkeit verantwortungsbewusster Anlagen. Andere Anleger wiederum möchten vielmehr sicherstellen, dass ESG-Themen in das Research einbezogen werden.

Konzentriertes Investieren: ein natürlicher Filter

Vor der Entscheidung für einen verantwortungsvollen Anlageansatz fragen sich die Anleger häufig: Beeinträchtigt ein ESG-Fokus die Erträge? Wir stellen die Frage einmal um: Gibt es einen renditestarken Anlageansatz, der dazu beitragen kann, ein Portfolio mit stark ausgeprägten ESG-Merkmalen zu fördern?

Konzentrierte Anleger haben eine kleine Anzahl besonders vielversprechender Aktien im Fokus. Die Auswahl einzelner Kandidaten aus einem riesigen Universum von Möglichkeiten erfordert einen klar definierten Prozess. Ein disziplinierter, konzentrierter Anlageprozess mit Fokus auf wachstumsstarke Unternehmen funktioniert in unseren Augen wie ein Filter, das Unternehmen mit schwachen ESG-Profilen aussortiert. Dabei wird diesen vier Leitsätzen gefolgt:

  • Vermeidung zyklischer Bereiche – Die Wertentwicklung zyklischer Geschäftsaktivitäten hängt von der konjunkturellen Entwicklung ab. Diese Bereiche eignen sich daher aus unserer Sicht weniger für ein konzentriertes Wachstumsportfolio. Zu den zyklischen Geschäftsaktivitäten gehören typischerweise Unternehmen der Schwerindustrie wie etwa aus den Bereichen Öl und Gas. Durch die Vermeidung zyklischer Unternehmen werden bei einem konzentrierten Wachstumsportfolio starke Umweltsünder fast standardmäßig herausgefiltert. Zu den nicht zyklischen Unternehmen zählen Konzerne aus den Sektoren Gesundheitswesen, Life-Sciences und Technologie, die sich in Umwelt- und Sozialfragen oft gut behaupten. Der Ausschluss zyklischer Geschäftsaktivitäten schafft – im Verhältnis zum breiteren Index – also Portfolios mit einem deutlich geringeren CO2-Fußabdruck.
  • Häufige Einbeziehung der Unternehmensleitung – Die Einbeziehung der Unternehmensleitung ist wichtig für jeden aktiven Anleger. Konzentrierte Anleger können jedoch einen äußerst proaktiven Ansatz wählen, da weniger Unternehmen unter die Lupe genommen werden. Der enge Kontakt zur Unternehmensleitung ist ein wichtiges Element, um positive ESG-Maßnahmen in einem Unternehmen wirksam voranzubringen.
  • Vorsicht vor regulatorischen Risiken – Konzentrierte Anleger sollten sich unserer Ansicht nach von Unternehmen fernhalten, die einem erheblichen aufsichtsrechtlichen Risiko ausgesetzt sind, solche Maßnahmen sind wenig vorhersehbar. Das Risiko, dass ein Aktienkurs aufgrund eines aufsichtsrechtlichen Problems einbricht, ist zu groß, um einen solchen Titel in einem Portfolio mit nur wenigen Aktien zu halten. In einem konzentrierten Portfolio werden also oft stark regulierte Branchen vermieden und somit problematische Positionen wie Tabak-, Energie- und Versorgungsunternehmen in der Regel ausgeschlossen.
  • Konzentration auf hochprofitable Unternehmen – Diese Strategie gilt als zentrales Element eines konzentrierten Wachstumsportfolios und erzeugt eine positive ESG-Ausrichtung. Was hat die Rentabilität mit starken ESG-Praktiken zu tun? Unserer Meinung nach verfügen Unternehmen mit hohen Margen eher über die Ressourcen für umwelt- und sozialverträgliche Investmentinitiativen als Unternehmen mit geringeren Margen. Unter Gewinndruck stehende Unternehmen müssen sich zunächst um interne Finanzthemen kümmern, bevor sie Mittel für eine „grünere Welt“ bereitstellen können.

Die Wachstumsdimension

Die Ausrichtung auf Wachstumsunternehmen verleiht einem konzentrierten Anlageansatz eine weitere Dimension – und bringt Auswirkungen auf ESG-Themen mit sich. In vielen Fällen finden sich Wachstumsunternehmen in neueren Branchen. Das bedeutet, dass diese Unternehmen bei der Zukunftsplanung weniger Altlasten mit sich schleppen.

Beispielsweise kann es für ein Unternehmen, das sich traditionell auf Kohle verlassen hat, schwierig sein, sich von einer „schmutzigen“ Energiequelle zu befreien, insbesondere wenn eine Umstellung die Rentabilität beeinträchtigen würde. Ältere Unternehmen haben in der Regel erhebliche Summen in bestehende Prozesse investiert, was eine Kursänderung erschwert. Auch haben sich die Corporate-Governance-Praktiken so sehr verändert, dass ein neueres Unternehmen Vorteile gegenüber einem älteren Wettbewerber haben kann, der eventuell von den Traditionen und veralteten Praktiken geprägt ist. Einfach ausgedrückt: Unternehmen in neueren Wachstumsbranchen stoßen oft seltener auf historische Probleme bei der Planung und Umsetzung guter ESG-Praktiken.

Grundlegende Feldforschung ist unerlässlich

Die Identifizierung von Unternehmen mit einer soliden Erfahrung im Umgang mit ESG-Themen erfordert eine umfassende Analyse. Obwohl Agenturen wie MSCI einen guten Diskussionsrahmen zum Thema ESG bieten, glauben wir, dass Daten und Ratings kein vollständiges Bild vermitteln. Um Problemstellungen bei ESG-Themen vollumfänglich beurteilen zu können, ist es von grundlegender Bedeutung, dass die Anleger wirklich verstehen, wie ihre Unternehmen funktionieren. ESG-Standards entwickeln sich rasant weiter, sodass Analysten verstehen müssen, wie sich zukünftige Veränderungen auf das Geschäftsumfeld auswirken können. Es bedarf auch einer ganzheitlichen Perspektive über Regionen und Branchen hinweg, um zu erfassen, wie sich ein Unternehmen im Hinblick auf ESG-Kriterien gegenüber seinen globalen Wettbewerbern positioniert.

Auch hier bietet sich für konzentrierte Anleger aus unserer Sicht ein Vorteil. Das Investieren in eine relativ geringe Anzahl von Aktien ermöglicht es einem konzentrierten Portfoliomanager, sich eingehender mit den Details der Geschäftstätigkeit jedes einzelnen Unternehmens zu befassen. Im Gegensatz zu Rating-Agenturen, die auf bestimmte Ereignisse zeitversetzt reagieren und so ihre Einschätzung eines Unternehmens aktualisieren können, haben die Portfoliomanager von nur wenigen Aktien die Möglichkeit, deutlich schneller zu handeln, die Unternehmensleitung mit einzubeziehen und Veränderungen in Echtzeit zu bewerten.

Die Einbeziehung der Parteien ist wirksamer, wenn die Anleger eine langfristige Position in einem Unternehmen halten. Buy-and-Hold-Anleger können einen größeren Einfluss auf ein Unternehmen ausüben, wenn die Unternehmensleitung weiß, dass ein Aktionär langfristig daran beteiligt ist. Dieser Ansatz ermöglicht es einem Anleger auch, das ESG-Verhalten eines Unternehmens im Laufe der Zeit zu überwachen, darüber zu berichten und dabei Änderungen und Verbesserungen in der Fundamentalanalyse zu berücksichtigen.

In einer Welt mit einer ständig wachsenden Zahl an Möglichkeiten lässt sich das richtige Gleichgewicht zwischen Rendite und verantwortungsbewusstem Handeln immer schwerer identifizieren. So gibt es zahlreiche Lösungen für ESG-Themen, aus denen die Anleger wählen können. Einige Anlageansätze können den Anlegern jedoch tatsächlich dabei helfen, gleichzeitig Renditen zu erzielen und verantwortungsvolle Anlageziele zu erreichen.

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden. AllianceBernstein Limited ist von der Financial Conduct Authority im Vereinigten Königreich zugelassen und wird durch diese Behörde reguliert.

Clients Only

The content you have selected is for clients only. If you are a client, please continue to log in. You will then be able to open and read this content.