Nach einer Reihe von enttäuschenden Börsengängen (IPOs) in den USA werden Private-Equity-Investoren und Börsen-Aktienanleger immer anspruchsvoller bezüglich der Gewinne. Und das aus gutem Grund: Profitable Unternehmen schneiden im Laufe der Zeit deutlich besser ab, selbst bei wachstumsstarken Unternehmen, die oft zu Beginn ihres Lebenszyklus Verluste verzeichnen.

Die diesjährige US-Börsenlandschaft ist übersät mit hochkarätigen IPO-Enttäuschungen. Das im September abgebrochene Angebot von WeWork kam inmitten der Schwäche unprofitabler Unternehmen wie Uber, Lyft und Peloton nach ihrem Börsengang. Die neue Fokussierung des Marktes auf Gewinne in den letzten Wochen hat eine Reihe von Unternehmen getroffen, die allgemein als Innovatoren galten, aber wenig oder gar keine Gewinne vorweisen konnten.

Profitables Wachstum führt zu langfristigen Erträgen

Gewinne sind immer wichtig, aber manchmal scheinen die Anleger das zu vergessen, besonders wenn es um innovative und disruptive Wachstumsunternehmen geht. Um diese Binsenweisheit zu bestätigen, haben wir uns die relative Performance mittlerer und großer US-Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von über 10 Prozent angesehen, die sich über einen Zeitraum von 20 Jahren in profitable und unrentable Segmente aufteilen und vierteljährlich neu gewichtet werden. Indem wir die Hürde hoch auf 10 Prozent Wachstum gelegt haben, beseitigten wir die Auswirkungen der rückläufigen Unternehmen, die zu Unrecht das unprofitable Segment heruntergezogen hätten. Das richtete die Analyse auch stärker auf wachstumsstarke Technologiewerte aus, die bei Anlegern oft Torschlusspanik auslösen: bloß nicht die Kursexplosion verpassen.

Die Botschaft ist klar: Profitable Unternehmen übertreffen langfristig unprofitable Unternehmen um fast 4,5 Prozentpunkte jährlich seit 1999 (Abbildung, links). Natürlich können auch Verlustmacher manchmal stark performen, besonders in den Frühphasen von Haussen wie 2002 bis 2003 und 2009 bis 2010 (Abbildung, rechts). Doch langfristig bestimmen Gewinne letztendlich die Aktienkursentwicklung. Tatsächlich hat das unprofitable Segment immer noch nicht das Niveau erreicht, das vor 12 Jahren auf dem Gipfel des letzten Zyklus erreicht wurde.

Warum ist der Markt in letzter Zeit rationaler geworden? Die Bewertungen für verlustmachende und kaum profitable Unternehmen sahen zur Jahresmitte sehr teuer aus. So erreichte das Preis-Umsatz-Verhältnis für Zscaler, ein Datensicherheitsunternehmen, im August das 35-Fache, bevor es Mitte November auf etwa das 18-Fache fiel. Auch die Zinsen könnten eine Rolle spielen; ein Großteil der Verluste hat stattgefunden, seit die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries Anfang September bei etwa 1,4 Prozent ihren Tiefpunkt erreichte. Steigende Zinsen treffen verlustmachende Unternehmen in zweierlei Hinsicht: Die Finanzierung des Wachstums wird teurer und höhere Abzinsungssätze komprimieren die Bewertungen.

Gesunde Rückbesinnung auf das Wesentliche

Altgediente Anleger mögen die Kursachterbahn in wachstumsstarken Aktien als unangenehme Erinnerung an die Dotcom-Blase Ende der 1990er-/Anfang der 2000er-Jahre empfinden. Tatsächlich glauben wir, dass das eine gesunde Rückbesinnung auf die Realität ist. Und die gute Nachricht ist, dass sie bisher stattfindet, ohne den breiteren Markt zu stören, der weiter in der Nähe von Rekordhochs notiert.

Sicherlich haben einige verlustmachende Unternehmen klare Chancen auf eine Wende zu Profit. Aber Vorsicht vor verlockenden Technologie-Weltsensationen, besonders wenn die Aktien überproportional steigen. An reiferen, soliden und profitableren Wachstumsunternehmen festzuhalten, die über den langen Atem verfügen, um Konjunkturzyklen zu überstehen, ist aus unserer Sicht eine umsichtigere Anlagestrategie, gerade im heutigen unsicheren Umfeld. Anleger, die sich auf Qualitätsunternehmen mit dauerhaften Profitabilitätsfaktoren konzentrieren, sollten letztendlich für ihr Durchhaltevermögen belohnt werden.

Michael Walker ist Senior Research Analyst und Portfoliomanager für Concentrated US Growth bei AllianceBernstein.

James T. Tierney, Jr., ist Chief Investment Officer für Concentrated US Growth bei AllianceBernstein.

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.

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