Unabhängig davon, ob die Inflation nur vorübergehend oder länger anhaltend sein wird, werden die Unternehmen auf unterschiedliche Weise davon betroffen sein. Für Aktienanleger, die auf Qualitätsunternehmen setzen, muss die Inflation jetzt eine Schlüsselvariable bei der fundamentalen Analyse von Portfoliokandidaten sein.

In allen Sektoren und weltweit war die Inflation in den jüngsten Quartalsberichten ein wichtiges Thema. Doch selbst wenn viele Unternehmen die Erwartungen übertrafen, waren die Kursreaktionen oft verhalten, da man befürchtet, dass die Prognosen der Unternehmen durch das Inflationsrisiko beeinträchtigt werden. Sowohl für wachstums- als auch für substanzorientierte Anleger können die folgenden inflationsbezogenen Themen dazu beitragen, den Rahmen für die kommenden Herausforderungen abzustecken.

Wie gehen die Unternehmen mit den höheren Personalkosten um?

Die angespannte Arbeitsmarktlage treibt die Löhne in vielen Branchen in die Höhe. Zwar können Technologie und Automatisierung manchmal dazu beitragen, die Lohnkosten zu senken, doch das ist in der Regel ein langwieriger Prozess. Halten Sie Ausschau nach Unternehmen mit kreativen Plänen zur Bewältigung der Lohnkosten. Ein Halbleiterhersteller erklärte beispielsweise, dass er verstärkt Einsteiger einstellen wird, um ältere, teurere Mitarbeiter zu ersetzen. Unternehmen, die sich für diesen Weg entscheiden, müssen sicherstellen, dass Produktivität und Qualität der Waren oder Dienstleistungen nicht dadurch beeinträchtigt werden, dass erfahrene Arbeitnehmer durch jüngere Mitarbeiter ersetzt werden.

Steigende Löhne bedeuten, dass die Unternehmen härter arbeiten müssen, um ihre Mitarbeiter zu halten. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter besser an sich binden und ihre Fähigkeiten besser entwickeln können, haben möglicherweise einen Vorteil. Um „weichere“ Unternehmenspraktiken wie diese zu bewerten, sollten sich Anleger regelmäßig mit den Managementteams austauschen.

Natürlich sind die Lohnkosten nur eine Komponente der Kostenstruktur eines Unternehmens. In weniger personalintensiven Branchen sollten Unternehmen prüfen, ob billigere Inputs und alternative Rohstoffe verfügbar sind, um die Produktionskosten zu senken. Wir suchen auch nach Hinweisen darauf, dass Fertigungsprozesse rationalisiert werden können. Outsourcing kann dazu beitragen, die Kosten in Branchen zu senken, in denen das noch nicht der Fall ist.

Sind die Kunden bereit, mehr zu bezahlen?

Einige Unternehmen werden aufgrund ihrer Preissetzungsmacht besser in der Lage sein, mit steigenden Löhnen und anderen Inputkosten fertig zu werden. Wettbewerbsvorteile, Innovation und Branchendynamik können die Preissetzungsmacht unterstützen.

Unternehmen, die einen klaren Mehrwert für wichtige Dienstleistungen bieten, können die Preise erhöhen, ohne eine Kundenrevolte zu riskieren. Robert Half, ein weltweit führender Personaldienstleister, kann beispielsweise von Kunden, die in einem angespannten Arbeitsmarkt verzweifelt nach neuen Fachkräften suchen, mehr verlangen. Die breitere Abdeckung des Unternehmens verschafft ihm auch einen größeren Fundus an potenziellen Mitarbeitern, was einen Vorteil für die Kunden darstellt.

Technologieunternehmen, die wichtige Dienstleistungen und Software verkaufen, sind ebenfalls gut positioniert, um die Preise zu erhöhen. Und Transportkonzerne, von Lkw- bis zu Frachtschiffbetreibern, erhöhen die Preise, die die Kunden angesichts der heutigen Engpässe in der Lieferkette akzeptieren müssen.

Gibt es Alternativen für stockende Lieferketten?

Viele globale Unternehmen haben jahrelang an ihren Produktionsprozessen gefeilt. Das ermöglichte ein ausgeklügeltes Lagerverwaltungssystem und schlanke Fertigungsprozesse, die auf sehr genauen Zeitplänen basieren. Doch nun zeigt sich, dass die kleinste Störung bei einer wichtigen Komponente den gesamten Prozess zum Entgleisen bringen kann. Das bekannteste Beispiel ist, dass die Autohersteller Schwierigkeiten haben, Fahrzeuge zu liefern, weil sie keine Halbleiter bekommen können.

In den letzten Jahren haben die Handelsspannungen zwischen den USA und China einige multinationale Unternehmen dazu veranlasst, ihre Lieferketten und Prozesse zu überdenken. Diejenigen, die ihren Standort nach Vietnam verlegt hatten, saßen monatelang fest, da die Fabriken aufgrund der aggressiven COVID-19-Beschränkungen geschlossen wurden, wovon Produkte von Kleidung über Möbel bis hin zu elektronischen Bauteilen betroffen waren.

Die Strategien der Lieferketten müssen möglicherweise erneut überdacht werden. Adidas zum Beispiel verlagert seine Produktion in andere Regionen und sichert sich zusätzliche Kapazitäten für seine Sportbekleidungs- und Schuhkollektion. Hersteller, die ihre Rohstoffe und Teile vor Ort beziehen, sind weniger anfällig für Unterbrechungen. Der französische Luxusgüterhersteller LVMH beispielsweise gab an, er beziehe seine Waren vor Ort und habe bisher keine größeren Probleme mit der Lieferkette gehabt.

Unternehmen mit flexibleren und dezentralisierten Produktionssystemen sind eher in der Lage, ihre Lieferketten anzupassen. Im Gegensatz dazu werden Unternehmen, die für den Zugang zu speziellen Rohstoffen von einem bestimmten Standort abhängig sind, durch die Inflation belastet.

Inflationsgewinner: Ist das zugrunde liegende Geschäft solide?

In Branchen wie der Energie und Rohstoffe profitieren viele Unternehmen unmittelbar von steigenden Preisen. Langfristig orientierte Anleger sollten jedoch der Versuchung widerstehen, sich pauschal in diesen Branchen zu engagieren, ohne die zugrunde liegende Unternehmensqualität zu bewerten.

Bei Energieunternehmen könnten kurzfristige Gewinne den langfristig erwarteten Nachfragerückgang überdecken. Anleger sollten die Position eines Energieunternehmens im Hinblick auf diese sich verändernde Marktdynamik, seine Rolle bei der Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen und die Nachhaltigkeit der Gewinne prüfen. Und da es nahezu unmöglich ist, den Verlauf und die Dauer der Inflation vorherzusagen, könnten Aktien von Rohstoffproduzenten, die auf der aktuellen Welle reiten, in Zukunft enttäuschen, wenn die Inflation nachlässt.

Denken Sie kreativ über Inflationsgewinner nach. Es sind nicht nur die üblichen Verdächtigen. Der US-amerikanische Maschinenvermieter Herc Holdings zum Beispiel profitiert von den höheren Stahl- und Rohstoffpreisen, da der Wiederbeschaffungswert seiner Maschinenflotte stark gestiegen ist. Der Wiederbeschaffungswert bestimmt die Mietpreise und hat es der Herc Holdings in Verbindung mit der gestiegenen Nachfrage nach Geräten ermöglicht, die Preise zu erhöhen und die Gewinnspannen auszuweiten. Die Ashtead Group, ein britisches Unternehmen der gleichen Branche, konnte ebenfalls gesunde Preiserhöhungen für sein Baumaschinensortiment verzeichnen.

Leugnen ist keine Option

Die Qualität des Managements ist vielleicht das wichtigste Element bei der Entwicklung und Umsetzung eines strategischen Anlageplans zur Inflationsbekämpfung. Flexible Unternehmenskulturen werden sich leichter an notwendige Veränderungen anpassen.

Die Unternehmen können es sich nicht leisten, die Inflation zu leugnen. Wir erwarten, dass das Management die Schwachstellen bei den Kostenfaktoren erkennt und klare Pläne zu deren Behebung vorlegt. Die gute Nachricht ist, dass Effizienzsteigerungen, die als Reaktion auf die Inflation entwickelt werden, die langfristigen Anlageaussichten verbessern, da sie noch lange nach Abklingen des Preisdrucks zur Gewinnqualität beitragen.

Dev Chakrabarti ist Co-Chief Investment Officer für Concentrated Global Growth bei AllianceBernstein (AB).

James MacGregor ist Chief Investment Officer für US Small and Mid Cap Value Equities sowie Head für US Value Equities bei AllianceBernstein (AB).

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.

Verweise auf spezielle Wertpapiere dienen lediglich der Veranschaulichung unserer Anlagephilosophie und stellen keine Anlageempfehlungen von AB dar. Die in dieser Präsentation genannten und beschriebenen Wertpapiere sind nicht alle Papiere, die für das Portfolio erworben, verkauft oder empfohlen wurden. Darüber hinaus sollte man nicht davon ausgehen, dass Investments in die genannten Wertpapiere zwangsläufig profitabel waren oder sein werden.

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