Während die Konjunktur weltweit anzieht, lassen zahlreiche Schwellenländer die Industriestaaten sogar hinter sich. Im Durchschnitt erwarten wir für die Schwellenländer für 2017 Wachstum von 4,1 %, für die Industrieländer nur knapp über 2 %.

Die altbekannten Einwände gegenüber Investments in den Emerging Markets (EM), bezüglich höherer Volatilität der dortigen Unternehmen und Staaten, treten in den Hintergrund: Die Anleger nehmen den positiven Strukturwandel an den Schwellenmärkten wahr. Viele EM-Länder haben erhebliche politische und wirtschaftliche Reformen durchgeführt, die vor allem der konjunkturellen Stabilisierung dienen. Das hat zu einem signifikanten Rückgang der Inflation und stabileren Wechselkursen geführt.

Das wiederum eröffnet vielen EM-Regierungen neue Chancen, neue Massnahmen zur Belebung der Konjunktur zu ergreifen, was sowohl Anleihen als auch Aktien aus den Schwellenmärkten Auftrieb verleihen dürfte.

Im Zuge sinkender Inflationsraten hat sich die Preismacht der Produzenten verbessert, was den Margen und Gewinnen vieler EM-Unternehmen zugutekommt und zudem ihre Kreditwürdigkeit stützt. Dank der stark verbesserten Aussenbilanzen vieler Schwellenländer sind diese nun auch weniger anhängig von ausländischem Kapital und somit nicht mehr so exponiert bei steigenden Zinsen in den Industrieländern, was die EM in der Vergangenheit so stark belastet hat.

Was bedeuten diese Veränderungen für EM-Vermögenswerte?

Chinas Wirtschaft setzt seinen grossen Strukturwandel fort, weg von exportgestütztem Wachstum, hin zu einem ausgewogeneren Modell mit grösserem Gewicht auf inländischer Nachfrage und Investitionen. Dieser Trend unterstützt viele der schnell wachsenden Unternehmen, die auf den heimischen Markt fokussiert sind. Der Autobahnbetreiber Jiangsu Expressway ist dafür ein gutes Beispiel. Das Unternehmen dürfte von höheren Infrastrukturausgaben profitieren, sowie von höherem Verkehrsaufkommen im Zuge steigender Zulassungszahlen für Autos und Lastwagen.

Ausserdem sollten neue Sicherheitsvorschriften zu Verhinderung von überladenen Lastwagen positiv für Jiangsu, da somit mehr Lastwagen benötigt werden und das Mautaufkommen stiegen dürfte. Wir schreiben der Aktie ein hohes Kurssteigerungspotenzial zu, nicht zuletzt durch das Momentum nach sehr guten Berichtszahlen im ersten Quartal.

In einigen anderen Schwellenländern liegen die Chancen, die sich aus den langfristigen Veränderungen ergeben, eher im festverzinslichen Bereich. Mexiko etwa durchlebt gerade eine eher schleppende konjunkturelle Entwicklung, was nicht für den dortigen, hochbewerteten Aktienmarkt spricht. Doch die gebremste Entwicklung zähmt die Inflation. Das ist ein weiterer positiver Faktor für mexikanische Staatsanleihen, die bereits von der zuletzt umsichtigeren Wirtschaftspolitik der Regierung profitieren. In Peso ausgegebene Anleihen geniessen bereits Investment-Grade-Status. Dennoch biete die zehnjährige Anleihe eine Rendite von mehr als 7 %. Das ergibt eine hochattraktive Kombination von hohem Ertragspotenzial bei überschaubarem Risiko.

Andere Schwellenländer sind auf der Währungsebene besonders attraktiv. Die leidvolle Geschichte Argentiniens als Schuldnerland bedeutet, dass seine Staatsanleihen weiterhin definitiv ins High-Yield-Universum gehören. Es ist Präsident Macri und seiner marktfreundlichen Regierung jedoch gelungen, eine Übereinkunft mit der internationalen Gläubigergemeinschaft zu erzielen. Dadurch erhält das Land wieder Zugang zu ausländischem Kapital. Diese positiven Entwicklungen machen Peso-denominierte Anleihen doppelt attraktiv: Sie bieten nicht nur eine Rendite von 14 % per Ende April, sondern zusätzlich noch eine Carry-Rate von 18 % per Anfang Mai auf der Währungsseite.

Trotz der erwähnten positiven Faktoren, ausgelöst durch hohe Wachstumsraten und Reformen, sind viele EM-Vermögenswerte noch immer vergleichsweise attraktiv bewertet, vor allem gegenüber den Industrieländern. EM-Aktien werden zu einem erheblichen Abschlag zu Titeln aus den Industriestaaten gehandelt. Und EM-Anleihen in Lokalwährung bieten einen besonders hohen Renditevorteil im Vergleich zu Papieren aus den Industrieländern. Zudem sind die meisten Anleger trotz der jüngsten Mittelzuflüsse in die Schwellenmärkte dort weiterhin untergewichtet. Das lässt vermuten, dass erhebliches Potenzial für zukünftige Allokationen verbleibt, was die Vermögenswerte der Schwellenländer zusätzlich stützen dürfte.

Die hier geäusserten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

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