Im Kalender steht nun das Jahr 2016, doch das Thema Volatilität bleibt bestehen. Der vordringlichste Grund zur Sorge: Das schwächere globale Wachstum mit möglichen Ansteckungsgefahren, sowie die über einen längeren Zeitraum niedrigen Ölpreise. Wie sollten Anleger an diese Herausforderung herangehen?

Kommen wir zuerst zum Hintergrund. Risikoreiche Anlagen, vor allem Energieaktien, waren von der jüngsten Verkaufswelle am Markt am schwersten betroffen. Sicherere Anlagen wie US-amerikanische und deutsche Staatsanleihen, Gold und der Yen hingegen stiegen. Die Anleger fürchten, dass der Markteinbruch auch eine Abschwächung der globalen Nachfrage signalisiert: Das chinesische Wirtschaftswachstum 2015 war das schwächste der letzten 25 Jahre, und die Prognosen für das globale Bruttoinlandsprodukt für 2016 wurden reduziert.

Es herrscht auch Besorgnis wegen der potenziell schädlichen Auswirkungen von deflationären Kräften auf die Gewinne und Bilanzen der Unternehmen, einschliesslich derjenigen von Banken mit Engagements in Rohstoffmärkten. Nachfolgend möchten wir Ihnen unsere Einschätzung darlegen und einige Dinge vor Augen führen, die Anleger bedenken sollten.

Nur geringe Änderungen beim makroökonomischen Ausblick

Fundamental betrachtet erkennen wir keine wesentliche Verschlechterung oder Veränderung in unserem makroökonomischen Ausblick. Chinas Wachstum wird sich wahrscheinlich verlangsamen, da das Land den schwierigen Übergang von einer auf Investitionen beruhenden Volkswirtschaft zu einem stärker konsumorientierten Modell fortsetzt. Dies wird zeitaufwendig sein und zu mehr Volatilität führen.Die niedrigeren Ölpreise hingegen scheinen eher durch das höhere Angebot als durch die schwächere Nachfrage bestimmt zu sein. Die Wahrscheinlichkeit einer Konjunkturabschwächung ist gestiegen, aber wir rechnen weder in den USA noch in den übrigen Industrieländern mit einer Rezession. Energie- und Rohstoffunternehmen hatten mit niedrigeren Rohstoffpreisen zu kämpfen, und die anhaltende Preisschwäche ist nicht förderlich, aber die Gewinnerwartungen dieser Unternehmen und die Stimmung ihnen gegenüber liegen bereits auf einem recht niedrigen Niveau.Für die eingeläutete Gewinnberichtssaison ist es entscheidend, die Entwicklungen sowohl auf Unternehmensebene als auch auf makroökonomischer Ebene zu überwachen. Anleger sollten sich bereithalten, Anpassungen ihrer Portfoliopositionierung vorzunehmen, da sich Gelegenheiten bieten und kurzfristige Probleme entstehen werden.

Verwaltung des Portfolioengagements in volatilen Zeiten

Auf der breiteren Portfolioebene müssen Anleger ein Gleichgewicht zwischen ihren langfristigen Zielen und der Bewältigung der jüngsten Volatilitätsschübe finden. Wir erwarten, dass die „Risk-on/Risk-off“-Bedingungen anhalten werden, doch aus einer fundamentalen Perspektive konnten wir keine wesentliche Verschlechterung in den Industrieländern beobachten. Das deutet darauf hin, dass die Ansteckungsgefahr wahrscheinlich begrenzt sein wird.

In einem Risk-on/Risk-off-Umfeld verhält sich sogar die Volatilität selbst volatil, und die Marktbewegungen werden bereits durch eine einzige Sorge oder einen einzelnen Faktor angetrieben. Es gibt Volatilitätsschübe und starke Preisschwankungen – nach oben wie nach unten. Die entscheidende Aufgabe für dynamische Allokationsstrategien besteht darin festzustellen, ob es sich bei jedem neuen Ereignis einfach nur um einen weiteren kurzlebigen Angstausbruch oder den Beginn einer nachhaltigen Trendwende handelt.

Daher sollten Anleger ihr Handeln sorgfältig abwägen, wenn sie im Bemühen um eine Verminderung des Risikos über eine Anpassung langfristiger Portfolioengagements nachdenken. Ein möglicher Ansatzpunkt könnte darin bestehen, nah bei den strategischen Allokationen zu bleiben. Und sie sollten es vermeiden, bei der Festlegung der Allokationen ein schmales Spektrum von auf der Volatilität beruhenden Auslösern zu Hilfe zu nehmen, denn andernfalls könnten die Portfolios von jeder neuen Marktbewegung hin- und her gerissen werden. Unserer Ansicht nach ist bei der Beurteilung der Volatilität ein breiterer Ansatz die richtige Wahl – er sollte offen für vielfältige Signale und für die Einbeziehung sowohl fundamentaler als auch quantitativer Beurteilungen sein.

Gelegenheiten in High-Conviction-Aktien erkennen und nutzen

Nach einer langen Hausse ist es nicht ungewöhnlich, grössere Bandbreiten bei Gewinn- und Umsatzwachstumder Unternehmen zu sehen. In Zeiten wie diesen, in denen die Gewinnzuwächse knapper werden, ist es entscheidend, Unternehmen zu identifizieren, die gut für die Zukunft positioniert sind.Generell glauben wir nicht, dass ein übermässiges Engagement in Energieunternehmen gerechtfertigt ist. Stattdessen sollten sich Anleger hier auf die Auswahl von qualitativ hochwertigen Unternehmen konzentrieren, die mit niedrigen Kosten produzieren. Wir sehen zudem Gelegenheiten bei Unternehmen, die von niedrigeren Energiepreisen profitieren, so u. a. bei Fluggesellschaften, Automobilherstellern und Autoteilezulieferern.

Marktkorrekturen gehören nun einmal zur Anlage in Aktien dazu, und sie können langfristig sogar positive Auswirkungen haben. So sind die Bewertungen heute attraktiver geworden, selbst wenn man für den breiten Markt massvolle Rückgänge bei den Gewinnschätzungen annimmt.

Es ist sehr schwer, die Marktzyklen zeitlich genau vorauszusagen. Deshalb ist es heute mehr denn je wichtig in aktiven Aktienstrategien investiert zu bleiben, wie ein selektives High-Conviction-Engagement in Aktien mit unternehmensspezifischen Renditetreibern es bietet ,und welche die Fähigkeit besitzen, auch turbulente Zeiten zu meistern.

Ausbalancierung von Zins- und Kreditrisiko bei Anleihen

Die Ausweitung der Renditeaufschläge, die wir seit Mitte 2015 beobachtet haben, hat zur Folge, dass Anleihenanleger jetzt für die Risiken nichtstaatlicher Anleihen besser entschädigt werden. Es ist aber wichtig wählerisch zu sein, besonders in jenen Sektoren, die sich immer noch in späten Phasen des Kreditzyklus befinden.

Wir sehen immer noch attraktive Möglichkeiten, bei denen die Bewertungen im Widerspruch zu den Fundamentaldaten stehen. So etwa in den Sektoren, welche an die Erholung der US-Verbraucherausgaben (man denke an die mit Forderungen gegen Verbraucher besicherten Wertpapiere (Consumer ABS)) und des US-Immobilienmarktes (hypothekenbesicherte Wertpapiere im Wohn- und Gewerbeimmobiliensektor (RMBS und CMBS)) gebunden sind.

Das Engagement in Hochzinsanleihen des Energiesektors sollte aus unserer Sicht hingegen massvoll bleiben, aber es gibt Potenzial in anderen Bereichen des Marktes. In vielerlei Hinsicht gestaltet sich das High-Yield-Segment heute genauso wie im Jahr 2002. Das Platzen der Dotcom-Blase zerschlug zwar die Anleihen überbewerteter Telekommunikationsunternehmen, doch blieben andere Sektoren weiterhin attraktiv.

In den breiteren Anleihenportfolios sollten Anleger das Kredit- und Zinsrisiko gut ausbalancieren und sich mit ihrem Kreditengagement auf Länder konzentrieren, in denen das Wachstum stark ist, d. h. vorrangig die USA. Das Zinsengagement sollte sich auf Länder konzentrieren, in denen das Wachstum schwächer ist und die Zentralbanken entweder Zinssenkungen vornehmen oder quantitative Lockerungsprogramme betreiben – oder sogar beides.

Die Konjunkturentwicklung bleibt in den meisten Emerging Markets nach wie vor enttäuschend. Allerdings werden stark an das US-Wachstum und die europäische Konjunkturerholung gebundene Länder in den nächsten Monaten wahrscheinlich profitieren, während stärker von der chinesischen Volkswirtschaft abhängige Länder vor anhaltenden Schwierigkeiten stehen. Wir sehen einzelne Chancen bei Unternehmensanleihen in den Emerging Markets, die von Emittenten mit Umsatzerlösen auf Dollarbasis begeben wurden, die durch den Export in eine stabilere Weltwirtschaft begünstigt werden. Das Engagement in Anleihen in Lokalwährung sollte begrenzt werden.

Liquiditätsperspektive

Anleger sollten auch die Liquidität des globalen Anleihenmarktes sorgfältig beobachten. Mögliche Schritte, die beim Liquiditätsmanagement helfen können, bestehen in einer Diversifizierung, dem Einsatz von Barmitteln und anderen Instrumenten als Liquiditätspuffer, sowie der Begrenzung der Transaktionskosten. Diese Ansätze können ausserdem die Erträge steigern, wenn sich Gelegenheiten auftun als Liquiditätsanbieter aufzutreten.

Die hier geäusserten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

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