Selbstfahrenden Autos könnte die Zukunft gehören. Doch wenn es um das Investieren in Anleihen geht, sollte man besser die Hände am Lenkrad lassen. Alles andere könnte Ihrem festverzinslichen Portfolio erheblichen Schaden zufügen.

Ein passiver Ansatz für Anleiheninvestments kann zunächst verlockend klingen. Passive Strategien sind die selbstfahrenden Autos der Geldanlage: Sie bringen Anleger an den Markt, die sich dann zurücklehnen und die Fahrt geniessen können. Doch diese Fahrt könnte holpriger werden, als mancher vermutet. Tatsächlich könnte das Drücken auf den Autopilot-Knopf die Anleger zur hilflosen Zielscheibe für Zins- und Kreditrisiken machen.

BILLIGER UND SICHERER? NICHT WIRKLICH.

Wenn wir Anleger fragen, was ihnen an passiven Strategien gefällt, erwähnen sie meist zwei vermutete Vorteile: Sie sind billiger und weniger riskant als aktive Ansätze. Nur leider ist das im festverzinslichen Bereich nicht unbedingt der Fall.

Nehmen Sie nur Ihre Allokation im hochverzinslichen Bereich, jenen Teil Ihres Anleihendepots, der auf den Ertrag fokussiert ist und in High-Yield-Anleihen oder Papieren aus den Schwellenländern investiert ist. Anleger kaufen diese Wertpapiere natürlich, um Ertrag und laufende Verzinsung zu erhöhen.

Doch bei einem passiven Ansatz muss man oft niedrigere Erträge hinnehmen. So haben High-Yield-ETFs langfristig konstant schlechter abgeschnitten als aktive Investmentfonds, und das sowohl in Europa als auch in den USA.

Warum? Zunächst einmal ist es sehr schwierig, einen High-Yield-Index nachzubilden. In der Benchmark herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von Anleihen. Das erhöht die Verwaltungskosten und mindert den Ertrag. Und erklärt damit auch teilweise, warum einige der beliebtesten High-Yield-ETFs nicht viel billiger sind als aktive Investmentfonds.

HANDLUNGSSPIELRAUM BEHALTEN

Sich an einen Index zu binden, schränkt auch den Handlungsspielraum ein, insbesondere wenn höher verzinste Anleihen teuer erscheinen. In den USA sind die Spreads, also die Zusatzrenditen, die High-Yield-Anleihen im Vergleich zu Staatspapieren bieten, nahe ihrer langjährigen Tiefststände, und der Kreditzyklus befindet sich bereits in seinem neunten Jahr.

In diesem fortgeschrittenen Stadium können steigende Zinsen zu erhöhten Ausfallraten bei Schuldnern minderer Bonität führen. Durch sorgfältige Kreditanalyse können aktive Manager die Chancen verbessern, riskante Anleihen zu meiden.

DIE KAUM VERSTECKTEN RISIKEN DER ANLEIHENINDIZES

Es gibt noch ein weiteres Problem mit Anleihenindizes: Die meisten dieser Benchmarks sind emissionsgewichtet. Hoch verschuldete Länder und Unternehmen sind daher die grössten Komponenten der Indizes. So hätten Anleger, die eine passive globale Anleihenstrategie (auf Englisch) verwenden, ein erhebliches Engagement in Japan, weil das Land sehr viele Schulden aufnimmt.

Viele japanische Staatsanleihen verfügen heute jedoch über eine negative Zinsrendite. Das bedeutet, dass passive Anleger für das Privileg bezahlen, dem japanischen Staat Geld leihen zu dürfen. Zudem exponieren sie sich einem erheblichen Verlustrisiko, falls die Zinsen dort einmal steigen sollten. Dieses Risiko besteht auch für andere Anleihen. Schliesslich hat nicht nur Japan in den letzten Jahren niedrige Zinsen und lange Laufzeiten angeboten.

Vor zehn Jahren hatte der Bloomberg Barclays US Aggregate Bond Index eine durchschnittliche Duration von 4,5 Jahren und eine durchschnittliche Rendite von 5,3 %. Bis 2017 ist die Duration auf 5,9 Jahre angewachsen, während die Rendite auf 2,6 % abstürzte. Die globalen Zahlen sind ähnlich.

Das dürfte ein höheres Zinsrisiko sein, als viele Anleger wollen, angesichts der bereits begonnenen Zinsanhebungspolitik der Fed und anstehender Straffungen der EZB und vielleicht sogar der Bank von Japan. Die Renditen könnten sprunghaft ansteigen und die passiven Anleger daher hohe Verluste erleiden.

BEI ANLEIHEN LIEBER SELBST ANPACKEN

Aktive Manager können hingegen den Fokus auf Anleihen lenken, die bessere Aussichten haben und gleichzeitig jene Wertpapiere meiden, bei denen der potenzielle Ertrag das Risiko nicht adäquat kompensiert. Sie können Regionen und Sektoren bevorzugen, die sich in einem früheren Stadium des Kreditzyklus befinden, wie etwa Schwellenländeranleihen oder europäische Hochzinspapiere. Zusätzlich können sie das Zinsrisiko durch eine Verkürzung der Duration senken.

Die effektivsten Strategien sind oft jene, die Staatsanleihen und andere zinssensible Vermögensarten mit wachstumsorientierten Kreditpapieren in einem einzigen Portfolio kombinieren (auf Englisch) und deren Manager dann die Gewichtungen dynamisch und flexibel an das Umfeld anpassen.

Dieser Ansatz kann Managern eine bessere Handhabe für die Interaktion zwischen Zins- und Kreditzyklen bieten und für bessere Anlageentscheidungen je nach Lage der Dinge sorgen.

Solch ein integrierter Ansatz ist nicht möglich, wenn man an einen Index gebunden ist. Im Anleihenbereich ist daher ein aktiver Ansatz die weniger riskante Option.

Die hier geäusserten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

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