Wenn man über die frisch geteerten Straßen der sambischen Hauptstadt Lusaka fährt, vergisst man leicht, dass die Staatsanleihen stark ausfallgefährdet sind. Ich war im September vor Ort, um herauszufinden, ob der neue Finanzminister die gefährliche Schuldenspirale des Landes umdrehen oder zumindest anhalten könnte.

Ich hatte Sambia bereits zu Jahresbeginn besucht, mich aber nach der Ernennung eines neuen Finanzministers und der verstärkten Zusammenarbeit der Regierung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) für eine neuerliche Visite entschieden. Auf den ersten Blick hatte sich wenig verändert: das schicke neue Flughafenterminal ist weiterhin unbenutzt, die Straßenbauarbeiten laufen ebenfalls weiter und die Bergbaubranche ist unter Druck. Es herrscht Dürre und ausgedehnte Stromausfälle behindern die Wirtschaft.

Die verbesserte Verkehrsinfrastruktur hat jedoch Auswirkungen. Selbst sambische Analysten, die sich kritisch über die Schuldenanhäufung ihres Landes äußern, geben zu, dass ihr täglicher Arbeitsweg dank der staatlichen Maßnahmen wesentlich angenehmer geworden ist.

Dieses Spannungsfeld zwischen steigender Verschuldung und Infrastrukturausgaben verdeutlicht das Kernproblem, vor dem Sambia und potenzielle Investoren heute stehen: Kann Sambia weiter in die Entwicklung des Landes investieren und dennoch seine steigenden Schulden bedienen? Unseren Analysen zufolge schätzt der Markt die Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit für die Restlaufzeit der drei ausstehenden Eurobonds mit weit über 50 Prozent ein.

Die extern finanzierten Infrastrukturausgaben sind das Markenzeichen von Präsident Edgar Lungu, der seit 2015 im Amt ist. Heute verfügt das Land über eine Auslandsverschuldung (vor allem in China) von mehr als 11 Milliarden US-Dollar, was den Löwenanteil der gesamten Staatsverschuldung von rund 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmacht. In Afrika ist nur Angolas relative Auslandsverschuldung noch höher. Und beide Volkswirtschaften sind fast ausschließlich von einem Rohstoff abhängig: Kupfer für Sambia und Öl für Angola. Aber obwohl Angola mit rund 90 Prozent des BIP einen höheren Schuldenstand aufweist, sind die Investoren im Fall Sambia stärker besorgt, und zwar aus zwei Hauptgründen.

Erstens ist Sambia mit erheblichen finanzpolitischen Risiken konfrontiert, die durch die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2021 aufrechterhalten werden. Zweitens hat Sambia keine finanzielle Unterstützung durch den IWF. Wenn sich das Land in Richtung Haushaltskonsolidierung bewegt, können der IWF und Anleger (in dieser Reihenfolge) einsteigen. Aber Sambia läuft die Zeit davon.

Bwalya Ng’andu, der neue Finanzminister, scheint vom Präsidenten etwas Spielraum erhalten zu haben. Nur zwei Monate nach seiner Ernennung, Ende September, präsentierte Ng’andu den Haushalt für 2020 und verpflichtete sich, die Schuldenbedienung sicherzustellen und die Rückstände im Inland abzubauen. Es ist geplant, das Defizit bis 2020 auf 5,5 Prozent des BIP zu senken. Trotz einiger ermutigender Haushaltsvorschläge beeinträchtigen steuerliche und politische Unsicherheiten weiterhin das Anlegervertrauen.

Die Auslandsverschuldung macht einen wachsenden Teil des Haushalts aus. Obwohl die absolute Wachstumsdividende aus diesen fremdfinanzierten Investitionen unklar bleibt, deutet die Verlangsamung des BIP-Wachstums auf sinkende Renditen hin. Doch die größte Herausforderung für das Wirtschaftswachstum, insbesondere für den Bergbausektor, bleibt die politische Unsicherheit.

Zwar gibt es seit Ng’andus Ernennung verstärkte Anzeichen einer Kooperation mit dem IWF. Wir sind jedoch nicht überzeugt, dass es in absehbarer Zukunft ein konkretes Hilfsprogramm geben wird. Die sambischen Anleihenkurse – bereits im Keller – sollten von diesen Niveaus aus nicht weiter stark fallen. Aber auch das Aufwärtspotenzial ist begrenzt, da wir ein politisches und fiskalisches Durchwursteln als das wahrscheinlichste Szenario ansehen. Darüber können auch neu asphaltierte Straßen nicht hinwegtäuschen.

Adriaan du Toit ist Sub-Saharan Africa Economist bei AllianceBernstein (AB)

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden. AllianceBernstein Limited ist von der Financial Conduct Authority im Vereinigten Königreich zugelassen und wird durch diese Behörde reguliert.

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