Q1. Was hat sich durch den Ausbruch des Coronavirus verändert?
Karen Watkin: Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Weltwirtschaft sind nach wie vor sehr schwer abzuschätzen. Die Schlüsselvariablen für die Auswirkungen des Virus auf die Weltwirtschaft sind Angst und die Reaktion der Politik. Die Angst begrenzt die wirtschaftliche Aktivität, indem sie das Verhalten von Unternehmen und Verbrauchern verändert, während die Reaktion der Politik zunächst zwar die wirtschaftliche Aktivität begrenzt, aber entscheidend ist, um mittelfristig wieder in Schwung zu kommen.
Wir haben unsere globale Wachstumsprognose nach dem Ausbruch des Coronavirus nicht geändert, und wir glauben nicht, dass das Rezessionsrisiko gestiegen ist, doch haben wir die Wahrscheinlichkeit einer potenziellen globalen Reflation mit einem erwarteten gedämpften Wachstum als Basisszenario gesenkt. Wir schätzen daher, dass die wahrscheinlichen Auswirkungen des aktuellen Ausbruchs von einer Senkung des realen BIP Chinas um 0,8%, falls die Epidemie innerhalb von drei Monaten eingedämmt wird, bis zu 1,9 %, wenn sie neun Monate andauert, riechen werden. Wir haben eine vorsichtige kurzfristige Sicht auf die chinesische Wirtschaft und die Preise für Vermögenswerte, zumal es schwierig ist, die Dauer der Epidemie zu bestimmen.
Q2. Welche Auswirkungen werden die Maßnahmen der Regierungen weltweit auf die Konjunktur haben?
KW: Die jüngsten proaktiven Bemühungen der Regierung auf der ganzen Welt - wie etwa die Schließung der Grenzen und die Einschränkung des Reiseverkehrs - werden sich wahrscheinlich kurzfristig auf das globale Wachstum auswirken, insbesondere in China und ganz allgemein in Asien. Doch das volle Ausmaß der Auswirkungen ist noch nicht bekannt. Auch wenn die Auswirkungen diesmal aufgrund stärker global integrierter Lieferketten und häufigerer globaler Reisen und des Tourismus größer sein könnten als bei früheren Epidemien, wird erwartet, dass weitere monetäre und fiskalische Lockerungen dazu beitragen werden, dies abzufedern. Es ist auch erwähnenswert, dass mehrere kürzlich veröffentlichte Wirtschaftsdaten darauf hindeuten, dass die Weltwirtschaft im Januar auf solideren Fundamenten stand, mit positiven Entwicklungen im Handelskonflikt und Anzeichen einer Stabilisierung im verarbeitenden Gewerbe. Das deutet darauf hin, dass die Weltwirtschaft besser in der Lage sein dürfte, die Auswirkungen des Virus zu verkraften, als dies noch vor wenigen Monaten der Fall gewesen wäre.
Q3. Wie haben Sie im Fonds darauf reagiert?
KW: Als Ausgleich zwischen der erhöhten Volatilität und dem kurzfristigen Risiko durch das Virus und dem günstigeren konjunkturellen Umfeld haben wir unsere Aktienallokation insgesamt leicht reduziert und einen Teil unseres Engagements in unsere Aktien mit geringer Volatilität, die sich auf Qualität und Stabilität konzentrieren, verlagert.
Unsere Aktienallokation ist nach wie vor gut diversifiziert und konzentriert sich auf Unternehmen mit soliden Bilanzen, hoher Stabilität und geringerem Marktrisiko, ergänzt durch Aktien mit höheren Dividenden, um das Einkommen zu steigern, und Rohstoffaktien, die von einer prozyklischen Rotation profitieren dürften, wenn sich das globale Wachstum verbessert. Obwohl die Kreditspreads als Reaktion auf die risikoaverse Stimmung im Zusammenhang mit dem Coronavirus auch eine gewisse Volatilität erfahren haben, bleiben sie im historischen Vergleich niedrig. Und trotz des späten Stadiums des Marktzyklus, in dem wir uns befinden, sehen wir nicht die Arten von Exzessen, die typischerweise in dieser Phase auftreten. Neuemissionen konzentrieren sich weiterhin auf die Refinanzierung und kommen von Emittenten höherer Qualität, während die Ausfälle außerhalb des Energiesektors weiterhin gering sind. Positive Entwicklungen im Hinblick auf Handelskriege und andere Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaftsdaten tragen dazu bei, das Abwärtsrisiko für das Wachstum zu verringern. In diesem sehr gemischten Umfeld, in dem sich das Wachstum zwar verlangsamt, aber nicht zusammenbricht, sind wir der Meinung, dass Unternehmensanleihen eine attraktive Diversifizierung innerhalb unserer Wachstumsanlagen darstellt.
Q4. Wie beurteilen Sie das aktuelle Chance-Risiko-Verhältnis?
KW: Im Moment scheint die Risikobalance relativ ausgeglichen, auch wenn das kurzfristige Risiko wahrscheinlich weiterhin erhöht bleiben wird. Während die Wachstumsaussichten gedämpft bleiben, wird von den Zentralbanken weltweit eine weitere Lockerung erwartet, die kurzfristig Unterstützung bieten dürfte (obwohl die längerfristige Wirksamkeit weiterhin in Frage steht). Und während der Ausbruch des Coronavirus wahrscheinlich keine dauerhaften Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben wird, dürfte die Verschlechterung der makroökonomischen Daten, wenn auch nur vorübergehend, das kurzfristige Gewinnwachstum und das Vertrauen der Anleger belasten.
Q5. Was könnte Sie zu weiteren Anpassungen veranlassen?
KW: Wir beobachten weiterhin Signale, die uns zu einer pessimistischeren Sichtweise veranlassen könnten, darunter Anzeichen dafür, dass das Coronavirus wahrscheinlich einen länger anhaltenden Einfluss auf das globale Wachstum oder die Geschäfts- oder Verbraucherstimmung haben wird, eine dauerhafte Reeskalation des Handelskrieges oder eine Verzögerung der Reaktion der Zentralbanken. Ebenso könnten stärkere Anzeichen für eine konjunkturelle Stabilisierung, entweder durch einen Anstieg der Handelsströme zur Unterstützung der Produktion oder durch eine weitere Stärkung des Verbrauchersektors, dazu führen, dass wir wieder mehr Risiko in das Portfolio aufnehmen.
Unser Gleichgewicht zwischen Aktien-, Kredit- und Durationsrisiko im Portfolio sollte weiterhin die Verlustrisiken mildern und gleichzeitig genügend Marktengagement bieten, um an einer schnellen Erholung zu partizipieren. Die Duration war in den letzten Wochen ein sehr hilfreicher Diversifizierer und ein effektiver Schutz vor Abwärtsrisiken, ebenso wie unser Engagement im Immobiliensektor. Der dynamische Charakter unserer Portfoliostrategie ermöglicht es uns, diese sich schnell verändernde Marktdynamik weiter zu steuern und ein Gleichgewicht zwischen dem Potenzial für eine weitere Marktaufwertung und der Sensibilität für mögliche Abwärtsrisiken oder auch stagnierende Märkte zu schaffen.