Die Wahrscheinlichkeit weiterer fiskalischer Erleichterungen durch den US-Kongress ist gestiegen – eine gute Nachricht für die Wirtschaft und ein Schub für unsere Wachstumsprognose. Obwohl die Risiken weiter bestehen und es noch zu früh ist, um über die Pandemie in der Vergangenheitsform zu sprechen, sind wir optimistisch, dass die Wirtschaft bald wieder in normaleren Bahnen verläuft.

Ein weiteres Konjunkturpaket ist wahrscheinlicher geworden

Über weite Strecken des Jahres 2020 haben wir die These vertreten, dass die Fiskalpolitik entscheidend für den Konjunkturausblick in den USA ist, da die Geldpolitik ausgeschöpft ist. Im Jahr 2021 spielen die Staatsausgaben immer noch eine große Rolle als Brücke zur Erholung von der COVID-19-Pandemie.

Die fiskalpolitischen Pläne der Biden-Regierung werden nun deutlich, und die demokratische Kontrolle über den Senat gibt diesen Plänen bessere Erfolgschancen. Infolgedessen haben wir unseren Wirtschaftsausblick nach oben korrigiert (Abbildung). Unter der Annahme, dass etwa die Hälfte der vom US-Präsidenten vorgeschlagenen Ausgaben in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar noch in diesem Quartal in Kraft treten wird, haben wir unsere Prognose für das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 auf 6,5 % und die Prognose für das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022 auf 4,6 % angehoben.

Inflations- und Zinsaussichten weiter niedrig

Trotz der robusten Wachstumsprognosen erwarten wir immer noch eine relativ moderate Inflation. Es wird wahrscheinlich mehr als ein oder zwei Jahre starken Wirtschaftswachstums brauchen, um die Inflation deutlich nach oben zu treiben; die US-Wirtschaft expandierte vor COVID-19 fast ein Jahrzehnt lang, doch die Zielinflationsrate der Fed lag im Durchschnitt deutlich unter 2 %. Daher ändern wir unsere Einschätzung der Fed-Politik nicht – wir erwarten weiterhin eine Fortsetzung der quantitativen Lockerung im Jahr 2022 und keine Zinserhöhungen vor Ende 2023 oder Anfang 2024.

Da die Fed im Jahr 2021 voraussichtlich US-Staatsanleihen im Wert von fast 1 Billion US-Dollar kaufen wird, erwarten wir, dass die Zinsen über die gesamte Renditekurve hinweg niedrig bleiben, wenn auch nicht so niedrig, wie sie es ohne die zusätzlichen Konjunkturprogramme gewesen wären. Unsere Prognose für 10-jährige US-Staatsanleihen liegt bei 1,75 % zum Jahresende; das liegt über der aktuellen Rendite, aber unter dem Niveau, das vor COVID-19 herrschte.

Unter der Annahme, dass das Konjunkturprogramm beide Kammern des US-Parlaments passiert, erwarten wir, dass die USA schneller wachsen als andere entwickelte Volkswirtschaften und dass die US-Zinsen schneller steigen als in anderen Ländern. Das dürfte dazu führen, dass der US-Dollar gegenüber anderen Industrieländerwährungen wie dem Euro und dem Yen leicht aufwertet.

Risiken bestehen in beide Richtungen

Wie bei jeder Prognose ist es wichtig zu erwähnen, dass erhebliche Unsicherheiten bestehen bleiben. Die Variablen werden sich weiterentwickeln, und so auch unsere Prognose. Der größte Unsicherheitsfaktor bleibt COVID-19.

Während wir insbesondere für die zweite Hälfte des Jahres 2021 optimistisch sind, basiert dieser Optimismus auf einer Verbesserung der öffentlichen Gesundheitssituation, die eine breitere Erholung der Wirtschaft ermöglicht. Sollten Virusmutationen oder ein holpriger Roll-out des Impfstoffs die Öffnung der Wirtschaft verzögern, wird sich unser Ausblick als zu optimistisch erweisen. Das Gleiche gilt, wenn der US-Kongress keine weiteren Ausgaben bewilligt oder einen geringeren Betrag als von uns erwartet verabschiedet.

Es gibt aber auch Aufwärtsrisiken. Der US-Kongress könnte die gesamten vorgeschlagenen 1,9 Billionen US-Dollar genehmigen anstatt der ungefähr 1 Billion US-Dollar, von der wir derzeit ausgehen. Die Regierung Biden hat außerdem begonnen, ein weiteres großes, auf die Infrastruktur fokussiertes Ausgabengesetz zu diskutieren, das noch in diesem Jahr vorgelegt werden könnte. Im Moment berücksichtigen wir ein solches Paket noch nicht in unseren Prognosen; sollte es zustande kommen, werden wir unsere Prognosen für 2022 und darüber hinaus noch einmal überarbeiten.

Es ist noch zu früh, um über die Pandemie in der Vergangenheitsform zu sprechen, aber wir sind optimistisch, dass die Wirtschaft innerhalb weniger Monate zu einer normaleren Basis zurückkehren kann. Wenn das passiert, werden die Konjunkturprogramme das Wachstum stark ankurbeln. Unsere Prognosen berücksichtigen diesen Optimismus, und wir hoffen, dass die nächste Update-Runde eher auf einer greifbaren als auf einer erwarteten wirtschaftlichen Wiederbelebung basieren wird.

Eric Winograd ist Senior Economist bei AllianceBernstein (AB).

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.

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