Die sich beschleunigende Aktienkorrektur der vergangenen Woche hat viele Anleger verunsichert. Kurzfristig muss mit weiteren Turbulenzen gerechnet werden, aber die jüngste Volatilität ist im historischen Vergleich nicht sonderlich extrem, und die langfristigen Marktgrundlagen erscheinen weiterhin robust.

Globale Aktien sind (auf US-Dollar-Basis) seit Monatsbeginn bis zum 24. Oktober (Börsenschluss) um etwa 9 Prozent gefallen. Zunächst waren vor allem europäische (der MSCI Europe sank im gleichen Zeitraum um 7,5 Prozent auf Euro-Basis), asiatische (Japans TOPIX fiel um 9,1 Prozent) und Schwellenmärkte betroffen, doch inzwischen hat es auch die USA erwischt, der S&P 500 gab bislang 8,8 Prozent ab. Dort haben vor allem die zuvor so starken Technologie-Wachstumstitel für einen Kursrutsch gesorgt. Zwar gab es am Donnerstag eine leichte Erholung, aber die Nervosität ist zweifellos weiterhin spürbar.

Der wichtigste Auslöser der Korrektur sind Sorgen um die Unternehmensgewinne. Angesichts sich mehrender Anzeichen einer nachlassenden Gewinnwachstumsdynamik werden die Bewertungsniveaus durch eine neue, kritischere Linse betrachtet, und diese Entwicklung dürfte zumindest kurzfristig weiter für erhebliche Volatilität sorgen. Dabei sollte man jedoch im Auge behalten, dass die Gewinne zwar nicht mehr so schnell wachsen, sie aber auch nicht fallen. Wir glauben daher auch, dass die Korrektur weltweit Chancen zu attraktiveren Bewertungen schafft.

Drei Gründe für die jüngste Marktvolatilität

1) Der rasche Zinsanstieg in den USA. Die Umlaufrendite des 10-jährigen Treasury-Bonds stieg von 2,8 Prozent Mitte August auf 3,2 Prozent per vergangenen Mittwoch. Zwar ist ein Anstieg um 40 Basispunkte in sechs Wochen nicht ungewöhnlich, aber dennoch eine erhebliche Veränderung, die vielen Anlegern Sorgen bereitet.

2) Marktführer verzeichnen Kurseinbrüche. In den vergangenen Jahren fanden sich die weltweit erfolgreichsten Aktien vor allem im US-Technologiesektor. Die berühmten FAANGs (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google) zündeten dank enorm steigender Gewinne ein wahres Kursfeuerwerk. Doch in den vergangenen Tagen nahmen viele Anleger Gewinne mit und die daraus resultierenden Kurseinbrüche der Marktführer zogen den gesamten Markt, nicht nur in den USA, mit sich.

3) Gewinnwarnungen durch Handelskrieg. Unternehmen in vielen Branchen haben ihre Gewinnausblicke aufgrund der anhaltenden Handelsspannungen, insbesondere zwischen China und den USA, gesenkt. Enttäuschende Quartalsergebnisse befeuern die Sorgen der Anleger hinsichtlich zukünftigen Wachstums.

Wie extrem ist die Korrektur?

Im Zuge der genannten drei Sorgenkomplexe sind globale Aktien seit Beginn der Woche bis Mittwoch um 3 Prozent gefallen, in den USA auf Basis des S&P 500 sogar um 4 Prozent. Kursverluste dieses Ausmaßes sind jedoch keineswegs ungewöhnlich, sie wirken nur so extrem, weil es viele Jahre lang so ausgesprochen ruhig an den Börsen war.

Am Mittwoch stieg der VIX (Index für US-Marktvolatilität) auf 22. Das ist etwas mehr als der langjährige Durchschnitt, aber nicht annähernd so hoch wie die 37er-Marke, die während der Korrektur im Februar und März dieses Jahres erreicht wurde. Der Anstieg lässt jedoch vermuten, dass die Märkte eine Weile lang volatil bleiben dürften. Korrekturen während eines Kalenderjahrs sind ebenso typisch. Seit 1980 war das mittlere Ausmaß einer unterjährigen Korrektur im S&P 500 10 Prozent. Dennoch beendete der Index im gleichen 38-jährigen Zeitraum nur sechs Kalenderjahre in den roten Zahlen. Wir wollen damit nicht prognostizieren, dass US-Aktien das Jahr 2018 in schwarzen Zahlen beenden werden, aber es hilft zu verdeutlichen, dass unterjährige Korrekturen ein ganz normales Marktereignis sind.

Grundlagen bleiben solide

Wenn die Volatilität anzieht, macht man sich naturgemäß Sorgen um die zugrunde liegenden Marktbedingungen. An vielen Börsen sind die Fundamentaldaten robust, wenngleich nicht ganz so solide wie zu Beginn des Jahres.

Unsere Volkswirte haben ihre Konjunkturschätzungen aufgrund des steigenden US-Dollars, höherer Zinsen in Amerika und der Handelsspannungen nach unten korrigiert. Die US-Konjunktur ist weiterhin ziemlich stark, und wir sehen bislang keine Anzeichen für eine bevorstehende Rezession in der weltweit größten Volkswirtschaft und mithin keinen Grund für eine anhaltende Aktienbaisse. Andere Länder sind weniger robust, aber auch dort gibt es im Allgemeinen weiterhin Wachstum. Märkte und die dahinterstehende Wirtschaft korrelieren langfristig, kurzfristig aber können sie durchaus divergieren.

Diese Art von Divergenz entsteht oft, wenn die Märkte von Unsicherheit und sich eintrübender Anlegerstimmung dominiert werden, wie es aktuell der Fall ist.

Was sollten Anleger beachten?

Bleiben Sie Ihrer Anlagestrategie treu. Die Börsenkorrekturen im Oktober haben verdeutlicht, wie herausfordernd es manchmal ist, ein Portfolio auch in schwierigeren Zeiten auf Kurs zu halten. Kurzfristige Marktturbulenzen können die geplante Geduld auf die Probe stellen. Es gibt jedoch keine erstrebenswerte Alternative dazu, mit einem Finanzprofi ein angemessenes Portfolio zu strukturieren und zu pflegen, mit Allokationen in verschiedenen Vermögensarten und Regionen. Dazu gehört auch das Austarieren der Engagements im Fall extremer Kursbewegungen in einzelnen Anlagesektoren.

Vermeiden Sie den Ausstieg aus Aktien. Aktien sind eine wichtige Komponente in einem gut diversifizierten Portfolio. In den vergangenen Jahren haben sie sogar über Erwarten hohe Erträge erzielt. Daher ist es nicht unerwartet, dass Aktien von Zeit zu Zeit Rückschläge erleiden. Unserer Überzeugung nach bieten Aktien jedoch langfristig weiterhin gute Ertragschancen. Und es ist fast unmöglich, Marktwenden zeitlich vorherzusagen. Wenn man also jetzt die Aktienallokation reduziert, könnte man damit Verluste realisieren, wenn der Markt sich wieder erholt.

Machen Sie sich auf eine anhaltende Volatilität gefasst. Kurs zu halten bedeutet nicht, dass man die Augen vor der Realität gelegentlicher Marktturbulenzen verschließen sollte. Und die Volatilität wird uns wohl noch etwas länger erhalten bleiben. Wahrhaft aktives Aktienmanagement macht es möglich, dass Portfolios ihre Engagements in den verschiedenen Marktsegmenten dynamisch steuern und sich auf Qualitätsunternehmen mit hohen Cashflows und attraktiven Bewertungen fokussieren. Dieser Ansatz kann dabei helfen, Aktienportfolios mit Abwärtsschutz zu versehen und zugleich das Aufwärtspotenzial zu nutzen.

Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder und können jederzeit geändert werden.

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