Obwohl globale Aktien im Jahr 2019 stiegen, blieben die Märkte volatil. Gemäß einigen Kennzahlen sehen Aktien mit geringerer Volatilität nun recht teuer aus. Tatsächlich aber sind Qualitätsaktien, die zum Abwärtsschutz von Portfolios beitragen können, zu vernünftigen Preisen zu finden. Man muss nur wissen, wo man suchen muss.

Für Aktienanleger war 2019 eine Achterbahnfahrt. Der MSCI World Index stieg 2019 in lokaler Währung um 27 % und trotzte damit Schlagzeilen über Handelsspannungen zwischen den USA und China, globalen politischen Risiken und konjunkturellen Bedenken. Die Kursgewinne waren jedoch alles andere als stetig. In den vergangenen zwei Jahren stieg oder fiel der Markt an 71 Tagen um mehr als 1 % – ein enormer Anstieg im Vergleich zu 2017, als solche hohen Gewinne oder Verluste nur fünfmal vorkamen.

Hohe Nachfrage nach glatteren Ertragsmustern

Das Festhalten an Aktien erfordert manchmal Nerven wie Drahtseile. Und nicht jeder kann mit dem Druck umgehen. Viele Anleger haben sich deshalb Aktien mit geringerer Volatilität zugewandt, die darauf abzielen, das Ertragspotenzial von Aktien mit sanfteren Kursentwicklungen zu nutzen. Börsengehandelte Fonds (ETFs) mit „geringer Volatilität“ oder „minimaler Volatilität“ in ihrem Namen hatten zum 31. Dezember ein Vermögen von 106,8 Milliarden US-Dollar, laut Morningstar-Daten gab es allein im vergangenen Jahr Zuflüsse von 28,2 Milliarden US-Dollar.

Ihre Popularität hat eine neue Herausforderung geschaffen – Aktien mit niedriger Volatilität sehen nunmehr teuer aus. Ende Dezember wurde der MSCI World Minimum Volatility Index zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23,9 gehandelt, was einem Aufschlag von 20 % gegenüber dem MSCI World Index (Abbildung links) entspricht. Historisch gesehen befindet sich der MSCI World Minimum Volatility am oberen Ende seiner Bewertungsspanne gegenüber dem MSCI World seit 2003 (Abbildung rechts). Für viele stellt das einen hohen Preis für Stabilität dar.

Aber Benchmarks können irreführend sein. Da sie sich auf eine eng definierte Reihe von Attributen mit geringerer Volatilität konzentrieren und die Bewertung nicht berücksichtigen, können Indizes leicht in Richtung teurerer Aktien und Sektoren verzerrt werden.

Qualität zum richtigen Preis kaufen

Einige dieser Sektoren bieten außerdem nicht die Qualität, die Anleger bei einer Low-Volatility-Allokation erwarten würden. Zum Beispiel ist die Profitabilität in den Sektoren Versorger, Telekommunikation und Verbrauchsgüter im historischen Vergleich seit 2003 sehr gering (Abbildung). Dennoch ist der MSCI World Minimum Volatility Index in jedem dieser Sektoren gegenüber dem breiteren MSCI World Index stark übergewichtet. Mittlerweile ist die Profitabilität von Technologieaktien im historischen Vergleich sehr hoch, doch der MSCI World Minimum Volatility Index ist in diesem Sektor untergewichtet.

In einer globalen Allokation spielen auch regionale Unterschiede eine Rolle. Unsere Analysen zeigen beispielsweise, dass Aktien, die Qualität und Stabilität bieten, in Europa aktuell relativ teuer sind.

Die Moral dieser Geschichte ist, dass Bewertungen nicht isoliert betrachtet werden sollten. Anleger müssen einzelne Aktien daraufhin untersuchen, ob sie über qualitativ hochwertige Cashflows verfügen, die stabile Ertragsmuster unterstützen. Manchmal lohnt es sich, für besonders hochwertige Unternehmen etwas mehr zu bezahlen. Und einige teure Aktien, die zu einem traditionell defensiven Sektor gehören, haben nicht die Qualität, um ihr Preisschild zu rechtfertigen.

Low-Volatility-Portfolios sind nicht alle gleich

Volatilitätsarme Portfolios sind nicht alle gleich. Um effektiv zu sein, sollte ein Portfolio mit geringer Volatilität auf preiswerte Aktien von Unternehmen mit hoher Qualität abzielen, die in einem sich verändernden Marktumfeld robuste Cashflows erzeugen können. Die Anleger machen sich zu Recht Sorgen über die Bewertungen. Falls die Aktienmärkte nach einem starken Jahr korrigieren, könnten teure Titel besonders getroffen werden.

Doch das ist aus unserer Sicht kein guter Grund, Aktien insgesamt zu meiden. Da es fast unmöglich ist, Marktwendepunkte zu timen, kann eine Aktienallokation mit geringer Volatilität und einem klaren Fokus auf attraktive Bewertungen ein Gegenmittel gegen die zu erwartende Volatilität sein und es Anlegern ermöglichen, investiert zu bleiben und vom stärkeren langfristigen Ertragspotenzial von Aktien zu profitieren.

Passive Strategien sind bei der Allokation in Aktien mit geringer Volatilität nicht bewertungssensibel. Einige relativ teure Sektoren, wie etwa Versorger, gehören zu den größten Übergewichtungen im Minimum Volatility. Und der Index oder passive Portfolios können die Gewichte einzelner Aktien mit hohen Bewertungen nicht aussieben oder anpassen. Durch die Betonung attraktiver Bewertungen können aktive Anleger unserer Meinung nach Portfolios mit stabilen Ertragsmustern erstellen, die bei stürmischem Wetter mehr Druck aushalten können als ihre passiven Konkurrenten.

Kent Hargis ist Co-Chief Investment Officer für Strategic Core Equities bei AllianceBernstein (AB).

Sammy Suzuki ist Co-Chief Investment Officer für Strategic Core Equities bei AllianceBernstein (AB).

Chris Marx ist Senior Investment Strategist für Equities bei AllianceBernstein (AB).

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.

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