Jedem Attribut kann eine Bewertung zugewiesen werden, die auf Fachwissen über Umweltinvestitionen basiert (Expertise, die manche Investoren intern haben oder von externen Anbietern beziehen müssen). In diesem Beispiel liegt der Preis pro Tonne für die CRUs unter dem Durchschnitt für CO2-Zertifikate im Emissionshandelssystem der Europäischen Union, aber deutlich über den Preisen, die auf dem freiwilligen CO2-Markt gezahlt werden. Das spricht für die Realisierbarkeit des Projekts und wird mit einer hohen Bewertung bewertet.
Emissionsmanagementstrategien sind typischerweise Vermeidung (Einsatz von Technologien, die keine Treibhausgase ausstoßen) und Beseitigung (teilweise Minderung bestehender Emissionen). Die Regenwald-CRUs zählen als Beseitigung, was eine größere Wirkung hat als Vermeidung.
Während die Vertragsbestimmungen zu Nachhaltigkeit und Öffentlichkeitsarbeit mittlere Bewertungen erzielen, ist die Tatsache, dass der Abnehmer die CRUs stilllegt und storniert, anstatt sie für einen möglichen zukünftigen Handel in der Bilanz zu halten, ein weiterer positiver Aspekt, der zu einer hohen Gesamtbewertung beiträgt.
Die ESG-Bilanz ist wichtig
Die Bewertung des Abnehmers sollte unserer Ansicht nach umfassend sein und nicht nur die beabsichtigte Verwendung der CRUs, sondern auch die Anleiheemissionshistorie des Unternehmens, seine Bilanz in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) sowie seine Pläne für zukünftige Emissionsreduktionen berücksichtigen. Der Abnehmer verfügt über eine hohe Bonität und hat ehrgeizige Pläne, bis 2030 CO2-negativ zu sein. Bis 2050 will das Unternehmen mehr Kohlendioxid einfangen, als es in seiner gesamten Geschichte emittiert hat.
Die Fortschritte bei der Emissionsreduzierung sind insgesamt gut, stehen aber vor kurzfristigen Herausforderungen. Bei den Scope-1- und Scope-2-Emissionen (den Emissionen, die intern durch die eigenen Aktivitäten des Unternehmens entstehen, bzw. denen, die auf die Wahl externer Energiequellen zurückzuführen sind) hat das Unternehmen gute Leistungen erbracht. Es bezieht mehr als 95 % seiner Energie aus erneuerbaren Energien, und die Effizienz seines Rechenzentrums (Power Usage Effectiveness) liegt bei etwa 1,18, verglichen mit dem weltweiten Durchschnitt von 1,5.
Die Herausforderungen liegen in den Scope-3-Emissionen, die auf Lieferanten entlang der Wertschöpfungskette zurückzuführen sind. Diese Emissionen sind für jedes Unternehmen schwer zu kontrollieren, doch im Fall des Abnehmers stiegen sie zwischen 2020 und 2023 um 42 % aufgrund des durch die KI-Revolution ausgelösten Ansturms auf den Bau neuer und größerer Rechenzentren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Emissionen aus der Stahl-, Zement-, Aluminium- und anderen baubezogenen Sektoren bekanntermaßen schwer zu reduzieren sind.
Gegen diese negativen Aspekte können Anleger die Wahrscheinlichkeit abwägen, dass der Anstieg des Rechenzentrumsbaus nur von kurzer Dauer sein wird, sowie den Nachweis, dass der Abnehmer proaktiv Emissionsreduzierungen vornimmt. So betrug beispielsweise der Anstieg der Gesamtemissionen zwischen 2020 und 2030, unter Berücksichtigung der stillgelegten CO2-Entnahmen, 29 % – immer noch signifikant, aber deutlich geringer als der Anstieg der Scope-3-Emissionen und ein Beleg für die Wirksamkeit der Bemühungen des Unternehmens zur CO2-Reduzierung.
Das deutet unserer Ansicht nach darauf hin, dass sich der Abnehmer der CO2-Reduzierung verpflichtet fühlt und die CRUs des Regenwaldprojekts angemessen nutzen wird.
Systematisierung führt zu besseren Erkenntnissen
Ein systematischer Ansatz, der konsequent auf alle Ergebisanleihen-Bereiche angewendet wird, ermöglicht Vergleiche. Diese wiederum können zu fundierteren Research-Erkenntnissen führen. Vergleiche sollten unserer Ansicht nach ebenfalls systematisch erfolgen. Beispielsweise können Investoren eine Matrix verwenden, um die Stärken und Schwächen von Projektverträgen und -abnehmern darzustellen ( Abbildung ).