Die globale Wirtschaft 2026: Wahrscheinlich widerstandsfähig, trotz Unstimmigkeiten

08. Dezember 2025
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Wir erwarten, dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2026 anhält, jedoch werden diverse Faktoren die Entwicklungen beeinflussen.

Mit Herannahen des Jahres 2026 dürfte die Weltwirtschaft weiterhin ein moderates Wachstum verzeichnen. Allerdings gibt es Bereiche, die Anlass zur Sorge geben und unsere Basisprognose beeinträchtigen könnten, insbesondere im Zusammenhang mit der Expansion in den USA. Weltweit haben die Strafzölle die Handelsströme umgeleitet, und die Anleger mit einem gehörigen Maß an Unerwartetem rechnen.

Eine widerstandsfähige Konjunktur … aber Ungleichgewichte unter der Oberfläche

Die globale Konjunktur zeigte sich im Jahr 2025 widerstandsfähig und wuchs trotz drastischer Änderungen der Politik sowie zahlreicher geopolitischer Risikofaktoren. Wir erwarten, dass das Wachstum im Jahr 2026 weitergeht, auch wenn es voraussichtlich unter dem langfristigen Durchschnitt bleiben wird. Aus unserer Sicht hat sich die Bandbreite möglicher Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr verengt: Die Wahrscheinlichkeit eines deutlichen Abschwungs ist geringer geworden, ebenso das Risiko eines ausgeprägten Inflationsanstiegs.

Auch wenn unser Basisszenario relativ günstig ist, offenbart ein Blick unter die Oberfläche Unstimmigkeiten. Die US-Expansion wird zunehmend durch eine Kombination aus KI-bezogenen Technologieinvestitionen und den Konsum der einkommensstärksten Schichten getragen. Das führt zu einem schmalen statt breiten Wachstum und könnte eine Anfälligkeit für bestimmte Schocks bedeuten, die ein breiterer Aufschwung möglicherweise besser bewältigen könnte.

Es ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr, dass KI das Potenzial hat, die Wirtschaft zu revolutionieren; Unternehmen haben dies erkannt und tief in ihre Kassen gegriffen. Nach Jahren stetigen Anstiegs sind die Investitionen in Technologie im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen (Abbildung); heute machen sie mehr als 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Wir erwarten, dass diese Kapitalallokationen im Jahr 2026 anhalten, obwohl der Druck auf die Unternehmen mit den höchsten KI-Investitionen allmählich steigen dürfte, profitable Ergebnisse vorzuweisen.

Sollten diese Ergebnisse nicht schnell genug für die Märkte sichtbar werden, könnte es zu einer Korrektur kommen. Für sich genommen ist eine Börsenkorrektur kein wirtschaftliches Problem. Doch da der Konsum derzeit stark bei den Wohlhabenden konzentriert ist, könnte der Einschnitt deutlicher ausfallen. Wenn Finanzanlagen erheblich an Wert verlieren, könnte ein „negativer Vermögenseffekt“ dazu führen, dass sich eine Marktschwankung auch auf die Realwirtschaft auswirkt. Mit anderen Worten: Der Rückgang des finanziellen Vermögens könnte die Ausgaben und den Konsum dieser Bevölkerungsgruppe dämpfen.

KI treibt einen Anstieg der Technologieinvestitionen an
Technologieinvestitionen in den USA als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts
Technologieinvestitionen in den USA als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts

Historische Analysen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Stand: 30. Juni 2025
Quelle: LSEG Data & Analytics

Moderate US-Wirtschaftsexpansion, jedoch K-förmig

Auch wenn diese Situation im Auge behalten werden sollte, erwarten wir derzeit, dass Investitionen 2026 per saldo positiv zum Wachstum beitragen, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte, wenn sich Unternehmen stärker an die 2025 eingeführte Zollpakete gewöhnt haben. Mit dem Abklingen der Unsicherheit erwarten wir eine Belebung der Konjunktur und prognostizieren für das nächste Jahr ein Wachstum des US-BIP von 1,75 %, was in etwa dem langfristigen Potenzial der Wirtschaft entspricht. Doch dieses Wachstum wird nicht gleichmäßig verteilt sein.

Der sprunghafte Anstieg der Technologieinvestitionen ging zulasten des Arbeitsmarkts; Unternehmen waren eher bereit, KI „einzustellen“ als Arbeitskräfte – was zu einer K-förmigen Expansion geführt hat (Abbildung). Die finanzielle Lage der Vermögenden verbessert sich parallel zu Finanzanlagen, die von Unternehmensgewinnen profitieren – der aufwärtsgerichtete Ast des „K“. Wer nicht in Finanzanlagen investiert ist oder dessen Einkommen nicht mit Gewinnen Schritt hält, bildet den abwärtsgerichteten Ast und kämpft mit den Folgen eines sich abschwächenden Arbeitsmarkts. Auf die obersten 10 Prozent der Einkommensbezieher entfallen mittlerweile rund 50 Prozent des Gesamtkonsums, und wir gehen davon aus, dass dieser Anteil weiter steigen wird, da Technologie die Kapitalrendite im Vergleich zur Arbeitsrendite steigert.

Ein Blick auf die K-förmige Expansion in den USA
S&P 500 gg. US-Verbrauchervertrauensindex
S&P 500 gg. US-Verbrauchervertrauensindex

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Das Verbrauchervertrauen wird durch die University of Michigan Survey of Consumer Sentiment dargestellt
Quelle: LSEG Data & Analytics und AllianceBernstein (AB)

Die zunehmende Nutzung von Technologie könnte die Ungleichheit vergrößern, doch sollte sie auch dazu beitragen, dass die Inflation im Zeitverlauf wieder in Richtung des Ziels der Federal Reserve sinkt – was 2026 weitere Zinssenkungen unterstützen würde. Derzeit prognostizieren wir, dass die Fed die Zinssätze in den kommenden Quartalen auf 2,50 bis 2,75 Prozent senken wird, etwas unter den Markterwartungen. Aus mittelfristiger Sicht verfügt die US-Zentralbank weiterhin über beträchtlichen Spielraum für Zinssenkungen, falls sich unser günstiger wirtschaftlicher Ausblick als falsch erweisen sollte. Sollten sich die Bedingungen verschlechtern, kann die Fed weitere Zinssenkungen vornehmen, um die Realwirtschaft zu unterstützen und die Finanzmärkte zu stärken.

China verlagert Handelsströme, während der Binnenkonsum eine Herausforderung bleibt

Außerhalb der USA war die Anpassung an die US-Strafzölle die Schlagzeile des Jahres 2025 und dürfte sich wahrscheinlich bis 2026 fortsetzen. China befindet sich weiterhin in einer schrittweisen konjunkturellen Abschwächung (Abbildung), da seine Gesellschaft altert und politische Entscheidungsträger 2025 mit der zusätzlichen Herausforderung von Handelsbeschränkungen konfrontiert waren. Sie hielten den Wachstumspfad weitgehend aufrecht, indem sie Exporte von den USA weg in andere asiatische Länder sowie nach Südamerika und Europa umleiteten.

Diese Neuordnung der Handelsströme dürfte in den kommenden Jahren anhalten – es sei denn, die Beziehungen zwischen China und den USA würden sich plötzlich entspannen. Doch die chinesische Wirtschaft steht vor einer größeren Herausforderung: einer schwachen Binnennachfrage. Ohne ein umfangreiches fiskalisches Konjunkturpaket ist es schwer vorstellbar, dass sich dieser Gegenwind im Jahr 2026 umkehrt. Der schwache Binnenkonsum dürfte die Preise niedrig halten, sodass China eher von einer Deflation als von einer übermäßigen Inflation bedroht zu sein scheint.

Die chinesische Konjunktur befindet sich in einer schrittweisen Abschwächung
Bruttoinlandsprodukt, prozentuale Veränderung
Chinas Bruttoinlandsprodukt, prozentuale Veränderung

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Stand: 15. November 2025
Quelle: LSEG Data & Analytics

Das Wachstum in Europa hält an, jedoch wird sich die Inflation weiter abschwächen.

Trotz des Zolldrucks war das Wachstum in Europa widerstandsfähiger als erwartet, doch ein Blick auf die Details offenbart Schwächen. Irland und Spanien haben den Rest der Region übertroffen, doch andernorts wächst die Eurozone kaum. Die Aussichten sind etwas positiver, da Deutschland umfangreiche fiskalische Anreize plant und einige Länder an der Peripherie voraussichtlich weiterhin stärker bleiben werden.

Doch die private Nachfrage bleibt schwach, und die Volkswirtschaften sind äußeren Schocks und strukturellen globalen Veränderungen ausgesetzt. Verschiebungen der globalen Handelsströme weg von den USA und hin nach Europa verschärfen den Wettbewerb mit heimischen Unternehmen und erzeugen Abwärtsdruck auf die Inflation (Abbildung). Während die Gesamtinflation nun nachhaltig im Zielbereich liegt, wird sie mittelfristig voraussichtlich dauerhaft unter den Zielen bleiben. Die treibenden Faktoren gehen über die Handelsströme hinaus: Auch die Entspannung bei den Preisen für inländische Dienstleistungen, ein stärkerer Euro und niedrige Energiepreise werden eine Rolle spielen. Die Europäische Zentralbank scheint mit den aktuellen Zinsniveaus zufrieden zu sein, doch erwarten wir 2026 eine weitere Senkung, wobei die Risiken weiterhin eher nach unten gerichtet sind und potenziell zusätzliche Senkungen möglich sind.

Europa: Höhere Importe und sinkender Preisdruck
Chinas Anteil an den Importen der Eurozone und Preisveränderung importierter Konsumgüter (in Prozent)
Chinas Anteil an den Importen der Eurozone und Preisveränderung importierter Konsumgüter (in Prozent)

Historische Analysen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Die Preisänderung von in die Eurozone importierten Konsumgütern wird als annualisierte Veränderungsrate von drei Monaten gegenüber drei Monaten gemessen.
Zeitraum bis 30. September 2025
Quelle: LSEG Data & Analytics und AB

Die Wirtschaft dürfte auf Kurs bleiben – doch Überraschungen sind zu erwarten

Wie immer ist unsere verlässlichste Prognose, dass im Jahr 2026 das Unerwartete eintreten wird – und es gibt bereits eine Liste möglicher Auslöser. Es könnte die Ernennung des nächsten Fed-Vorsitzenden oder die Möglichkeit sein, dass der Supreme Court die Fed unter die Zuständigkeit der Exekutive stellt. Geopolitische Entwicklungen lauern stets im Hintergrund, und es könnte etwas völlig Unerwartetes auftreten. Die Welt ist zu komplex, als dass irgendein Ausblick alles erfassen könnte, was sich ereignen wird.

Dennoch schöpfen wir Vertrauen aus der Widerstandsfähigkeit, die die globale Wirtschaft im Jahr 2025 gezeigt hat, als sie eine Vielzahl politischer Veränderungen und anderer Entwicklungen verkraftete, die sie durchaus aus der Bahn hätten werfen können. Diese Robustheit ist der wichtigste Trend, dessen Fortsetzung wir für das Jahr 2026 erwarten. Auch wenn stets Unerwartetes geschehen kann, gehen wir zumindest zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die globale Wirtschaft im kommenden Jahr auf Kurs bleiben wird.

Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Recherchen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider. Die Einschätzungen können sich im Laufe der Zeit ändern.


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