Hochzinsanleihen: Ein Gegenmittel gegen Volatilität?

10. Mai 2025
4 min read

Hochzinsanleihen können für Anleger, die ihr Portfolio neu ausbalancieren möchten, eine attraktive Wahl sein.

Angesichts der Volatilität an den Finanzmärkten blicken Anleger möglicherweise mit Unbehagen auf Risikoanlagen, darunter Hochzinsanleihen. Unsere Untersuchungen legen jedoch nahe, dass Hochzinsanleihen als Aktienersatz dienen können, da sie über verschiedene Marktzyklen hinweg aktienähnliche Erträge bieten und dabei nur einen Bruchteil der Volatilität von Aktien aufweisen. Wir sind davon überzeugt, dass Hochzinsanleihen mit ihren erhöhten Renditen und attraktiven Spreads (Rednite-Risikoprämien) im heutigen turbulenten Markt besonders attraktiv sind.

Die US-Wirtschaft tritt unserer Ansicht nach in eine Phase geringeren Wachstums ein, da Zölle den Welthandel und die Stabilität der Verbraucherpreise gefährden . In den letzten Monaten haben Anleger, die versuchten, die politische Unsicherheit zu bewältigen, erlebt, wie die positive Stimmung, die das neue Jahr eingeläutet hatte, nachließ. Anleihenanleger sind jedoch schon früher mit Unsicherheit umgegangen. Solange das Kapital nicht dauerhaft beeinträchtigt wird, können Unternehmensanleihen selbst bei eingetrübten Wachstumsaussichten starke langfristige Ergebnisse liefern .

Erhöhte Renditen verheißen Gutes für künftige Erträge

Beginnen wir mit den hohen Renditen. Der Yield-to-Worst (Rendite zum niedrigsten Wert) für Hochzinsanleihen übersteigt derzeit viele 10-Jahres-Aktienertragsprognosen. Historisch gesehen war der Yield-to-Worst ein zuverlässiger Indikator für die Erträge der nächsten fünf Jahre, in guten wie in schlechten Zeiten (Abbildung).

Der Yield-to-Worst war historisch ein starker Indikator für zukünftige Renditen
Bloomberg US Corporate High Yield Index (Prozent)
Der Yield-to-Worst war historisch ein starker Indikator für zukünftige Renditen

Historische Analysen garantieren keine zukünftigen Ergebnisse.
Stand: 21. April 2025
Quelle: Bloomberg und AllianceBernstein (AB)

Seit der letzten großen Ausfallwelle im Jahr 2020 haben starke Unternehmensbilanzen und weniger Emissionen mit niedrigem Rating dazu beigetragen, die Bonität im Hochzinssegment zu stabilisieren. Infolgedessen verfügen viele Emittenten dort heute über ein höheres Rating, einen geringeren Verschuldungsgrad, einen besseren Cashflow und eine geringere Zyklizität. Auch die technischen Faktoren wirken unterstützend: Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich, und institutionelle Anleger springen ein, um die jüngsten Abflüsse von Privatkunden abzufedern.

Hochzinsler tragen zur Reduzierung der Gesamtvolatilität des Portfolios bei

Ebenso ermutigend ist die Entwicklung von Hochzinsanleihen in früheren Phasen hoher Aktienvolatilität. Hochzinsanleihen verzeichneten in der Vergangenheit nur die Hälfte der Volatilität von Aktien – und in jüngster Zeit nur etwa ein Fünftel der Volatilität von Aktien (Abbildung).

Hochzinsanleihen haben aktienähnliche Erträge bei geringerer Volatilität erzielt
April 2024–März 2025 (Prozent)
Hochzinsanleihen haben aktienähnliche Erträge bei geringerer Volatilität erzielt

Historische Analysen garantieren keine zukünftigen Ergebnisse.
Aktien werden durch den S&P 500 Index repräsentiert. Hochzinsanleihen werden durch den Bloomberg US Corporate High Yield Index repräsentiert. 
Stand: 28. März 2025. Quelle: Bloomberg, S&P und AB

Darüber hinaus deuten unsere Analysen darauf hin, dass Hochzinsanleihen besonders dann eine gute Performance erzielen können, wenn das BIP-Wachstum unter dem Trend liegt (Abbildung). Daher halten wir Hochzinsanleihen für eine gute Wahl für Anleger, die ihre jüngsten Übergewichtungen in Aktien und Untergewichtungen in Anleihen neu ausbalancieren möchten .

Historisch gesehen haben Hochzinsanleihen in wachstumsschwachen Phasen Aktien übertroffen
Historisch gesehen haben Hochzinsanleihen in wachstumsschwachen Phasen Aktien übertroffen

Historische Analysen garantieren keine zukünftigen Ergebnisse.
Das BIP-Wachstum bezieht sich auf das jährliche BIP-Wachstum pro Quartal. Hochzinsanleihen werden durch den Bloomberg US Corporate High Yield Index repräsentiert. Aktien werden durch den S&P 500 repräsentiert.
Negatives Wachstum bedeutet ein jährliches BIP-Wachstum von weniger als 0 %; langsames Wachstum bedeutet ein jährliches BIP-Wachstum von 0–2 %; durchschnittliches Wachstum bedeutet ein jährliches BIP-Wachstum von 2–3 %; hohes Wachstum bedeutet ein jährliches BIP-Wachstum von 3 % oder mehr. Stand: 28. März 2025. Quelle: Bloomberg, S&P und AB.

Hochzinsanleihen übertrafen Aktien bei steigenden Spreads

Die Spreads weiteten sich im April um rund 60 % aus, als die Nachrichten über die Zölle die Märkte erreichten. Dennoch haben Hochzinsanleihen seit Mitte Februar den breiteren Aktienmarkt übertroffen. Wir werten dies als Beleg für die Widerstandsfähigkeit des Sektors – und als potenzielle Kaufgelegenheit.

Zwar könnten sich die Spreads weiter ausweiten, doch sehen wir darin keinen großen Grund zur Sorge. Die heute erhöhten Renditen von Hochzinsanleihen – die sowohl auf höhere Renditen von US-Staatsanleihen als auch auf höhere Spreads zurückzuführen sind – bieten einen ausreichenden Schutz vor den negativen Kursseffekten einer weiteren Spreadausweitung. Historisch gesehen tendierten die Bonitätsmärkte nach einer deutlichen Aktienkorrektur zu einer Erholung. Bei so hohen Spreads müssten sich die Bedingungen schnell verschlechtern, damit Hochzinsanleihen keinen wettbewerbsfähigen Ertrag mehr bieten.

Anleger warten manchmal, bis die Spreads noch weiter gestiegen sind, bevor sie handeln . Das ist unserer Ansicht nach selten die kluge Entscheidung. Nicht nur ist es praktisch unmöglich, den richtigen Zeitpunkt für Spreadbewegungen zu finden, sondern Anleger verpassen in der Zwischenzeit auch hohes Einkommens- und Ertragspotenzial.

Selektion ist der Schlüssel zur Vermeidung von Zahlungsausfällen

Ein moderates Niveau an Zöllen dürfte bestehen bleiben, was zu anhaltenden globalen Handelskonflikten führen könnte. Wie sich diese Spannungen letztendlich auswirken werden, ist schwer vorherzusagen. Basierend auf einem konservativen, wahrscheinlichkeitsbasierten Ansatz sind wir der Ansicht, dass Hochzinsanleihen eine der besten Anlageklassen darstellen, um eine Vielzahl von Wachstumsszenarien zu meistern.

In diesem schwierigen Umfeld wird die Branchen- und Bonitätsauswahl entscheidend sein. Zwar ist eine Ausfallwelle möglich, doch erwarten wir dies nur bei den schwächsten Anleihen. Wir halten CCC-bewertete Emissionen für besonders riskant, da sie typischerweise den Löwenanteil der Hochzinsausfälle aufweisen. Aber selbst Anleihen mit einem höheren Rating als CCC – insbesondere zyklische Anleihen – können riskant sein, wenn sich das Wachstum verlangsamt und die Marktvolatilität zunimmt.

Im Gegensatz dazu erscheinen uns höher geratete Wertpapiere mit kürzerer Duration derzeit attraktiv. Die Allokation in Hochzinsanleihen mit kürzerer Duration setzt Anleger einem geringeren Zinsrisiko aus und bietet gleichzeitig hohe Ausschüttungen und ein attraktives Risiko-Ertrags-Profil in einem zunehmend unsicheren Umfeld.

Aktives Management kann beim Risikomanagement helfen

Da die Marktunsicherheit voraussichtlich anhalten wird, sollten Anleger unserer Meinung nach auf aktives Management setzen, um die heutigen besonderen Herausforderungen zu meistern. Durch sorgfältige Fundamentalanalyse können aktive Manager Sektoren ins Visier nehmen, die weniger anfällig für Konjunkturschwächen sind und gleichzeitig Fehlbewertungen identifizieren .

Die negativen Auswirkungen von Zöllen und die sich verschlechternde Verbraucherstimmung erfordern eine besonders genaue Prüfung. Einige Unternehmen werden im neuen Zollumfeld stärker zu kämpfen haben als andere, und angesichts hoher Kreditkosten und zunehmender Handelsspannungen kann die US-Wirtschaft Schocks nicht mehr so gut standhalten wie früher. Die Fed wird abwägen müssen, wie weit eine Lockerung möglich ist, wenn Zölle in einem Umfeld langsameren Wachstums den Inflationsdruck anheizen.

Doch unserer Ansicht nach haben Hochzinsanleihen gerade in Zeiten wie diesen das Potenzial, andere Anlageklassen zu übertreffen. Für Anleger, die ihr Portfolio neu ausbalancieren möchten, können Hochzinsanleihen unserer Ansicht nach eine clevere Möglichkeit sein, das Gesamtrisiko ihres Portfolios zu senken – ohne Abstriche beim Ertragspotenzial.

Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Recherchen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider. Die Einschätzungen können sich im Laufe der Zeit ändern.