Wir analysieren, wie unsere Themen für 2025 nach einem turbulenten Start ins Jahr stehen.
Anleger, darunter auch europäische Versicherer, erwarteten zu Beginn des Jahres 2025 eine weiche Konjunkturandung und begrenzte regulatorische Entwicklungen. Stattdessen waren Handelskriege, eine Börsenkorrektur und -erholung sowie Anleihenvolatilität an der Tagesordnung. Wie haben sich die Branche und unsere Themen zur Jahresmitte bisher entwickelt?
Zölle verändern die Makro- und Marktlandschaft
Zu Beginn des Jahres 2025 kamen die Überraschungen nicht von den eingehenden Daten über den Zustand der Weltwirtschaft oder die fundamentalen Bedingungen. Es war ein politischer Schock, der die Anlagepläne umgestaltete, als die USA im April weitreichende Zölle ankündigten.
Während die Besorgnis über eine globale Rezession zunahm und die Anleger die Auswirkungen der Abgaben verdauten, stürzten die Aktienmärkte ab und die Spreads von Unternehmensanleihen stiegen. An den privaten Märkten herrschte hingegen eine eher abwartende Haltung.
Die Frage nach dem sicherheitspolitischen Engagement der USA in Europa hat die Aussicht auf erhebliche fiskalische Anreize in Europa geweckt, insbesondere in Deutschland, wo sich der politische Konsens dramatisch verschoben hat. Diese Entwicklung könnte strukturelle Investitionsmöglichkeiten in den europäischen Märkten schaffen.
Die regulatorische Front: Umfeld im Wandel
Zu Beginn des Jahres war es aus regulatorischer Sicht ruhig. Seitdem haben wir einen Anstieg der Aktivitäten in der Europäischen Union (EU) festgestellt.
Wir gehen davon aus, dass noch in diesem Monat Reformen der EU-Verbriefungsregeln angekündigt werden. Die Branche hofft, dass die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) die Eigenkapitalanforderungen für nicht „einfache, transparente und standardisierte“ (STS) Verbriefungen stärker an die damit verbundenen Risiken anpasst. Das würde auf ein anhaltendes Engagement von Banken, Versicherern und Investmentmanagern folgen, die sich dafür einsetzen, dass die Aufsichtsbehörden zu einem System übergehen, das stärker mit anderen globalen Vorschriften im Einklang steht. Die Änderungen, die für Verbriefungen diskutiert werden, die nicht die STS-Einstufung erfüllen, könnten die Kapitalanforderung um 17 % bis 40 % senken, was Investitionen weitaus rentabler macht.
Zu den weiteren wichtigen Aktualisierungen des EU-Rahmenwerks für Solvency II gehören gelockerte Zulassungskriterien für langfristige Eigenkapitalinvestitionen, welche die Allokationen in Private-Equity und Infrastruktur Equity fördern könnten. Ein neuer Rahmen für die Volatilitätsanpassung berücksichtigt die Anpassung der Duration und versucht, die Merkmale von Staatsanleihen aus den Heimatländern der Versicherer besser widerzuspiegeln. Der überarbeitete Rahmen soll bis 2026 umgesetzt werden.
Qualitäts-, Diversifikations- und Risikomanagement
Im heutigen Umfeld bedeutet ein umsichtiges Risikomanagement, dass die Durationen von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten aufeinander abgestimmt sind, die Liquidität Vorrang hat und bei der Allokation in festverzinslichen Wertpapieren eine höherwertige Ausrichtung beibehalten wird. Diese beiden Hebel bieten Flexibilität und Schutz, wenn die Perspektive unklar ist. Auch im Bereich der privaten Vermögenswerte gibt es Chancen. Wir glauben, dass die Auswahl der Anlageklassen der Schlüssel ist, um sie zu erschließen.
Ein volatiler US-Dollar deutet auf höhere Kosten für Euro-Anleger hin, um das Währungsrisiko abzusichern. Aus unserer Sicht sind diese Kosten jedoch aufgrund der geografischen Diversifikation und des breiteren US-Dollar-Anlageuniversums akzeptabel. Allokationsänderungen erfordern eine Fokussierung auf das Liquiditätsrisiko. Da die Branche über solide Praktiken zum Management dieses Risikos verfügt, sehen wir keine unmittelbare Besorgnis über große Liquiditätsabrufe, aber es ist sinnvoll, die möglichen Auswirkungen unserer Ansichten zu berücksichtigen.
Der Markt zieht immer noch eine Grenze zwischen öffentlichen und privaten Anlageinstrumenten – so wie wir es hier tun. Wir sehen jedoch, dass diese Linie im Laufe der Zeit einer detaillierteren Liquiditätsbewertung für jede Gelegenheit weicht – insbesondere, wenn private Möglichkeiten zunehmen. Die EIOPA hat kürzlich ein Konsultationspapier zur Verbesserung des Liquiditätsrisikomanagements veröffentlicht, so dass es für Versicherer sinnvoll erscheint, darüber nachzudenken, ihre Überlegungen zur Liquidität des Anlagebuchs neben ihrer Fähigkeit, mehr Illiquiditätsrisiken einzugehen, weiterzuentwickeln.
Private Credit: Chancen in allen Segmenten
Wir sehen weiterhin Potenzial jenseits der öffentlichen Anleihenmärkte in privaten Anlageklassen, die in der Regel Spread-Vorteile gegenüber ihren öffentlichen Pendants bieten (Abbildung). Dazu gehören Direktkredite, vermögensbasierte Kredite und Nettoinventarwertkredite – variabel verzinsliche Vermögenswerte, welche die Möglichkeiten der Versicherer erweitern.