Längerfristiger Ausblick: Das Xi-Denken prägt das Investitionsumfeld
Langfristig ist natürlich die Ideologie von Präsident Xi – bekannt als Xi-Denken – die wichtigste Triebfeder für Chinas Strukturpolitik und Ausblick. Xis sichere Position nach dem Parteitag wird unserer Ansicht nach dazu beitragen, die Art von Wachstum zu fördern, die er anstrebt. Das bedeutet, dass die Innovation vorangetrieben, das verarbeitende Gewerbe unterstützt, das Pro-Kopf-Einkommen erhöht, die Vermögensungleichheit verringert und weitere Marktreformen durchgeführt werden.
Chinas Entwicklung ist kein Einzelfall: Andere asiatische Länder wie Südkorea und Taiwan haben in den letzten zwei Jahrzehnten einen ähnlichen Weg eingeschlagen. Das Wachstum verlangsamte sich und ihre Regierungen wurden im Interesse der sozialen Gerechtigkeit interventionistischer (wenn auch weniger stark als die chinesische). Der Schlüssel für Investitionen in Chinas reifende Wirtschaft liegt unserer Ansicht nach darin, die Politik richtig zu lesen und nach unternehmensspezifischen Chancen zu suchen, die mit der politischen Richtung übereinstimmen.
Politisch motivierte Chancen erkennen
Für Anleger sind vor allem mittel- und langfristig ausgerichtete Maßnahmen interessant. Auf dem Nationalen Volkskongress bekräftigte die Regierung weitere Beschränkungen für Immobilienspekulationen, das Streben nach allgemeinem Wohlstand und Sicherheit.
Sicherheit hat im chinesischen Kontext eine externe und eine interne Dimension. Sie bezieht sich sowohl auf geopolitische Risiken (wie die Beziehungen zu den USA und ihren Verbündeten sowie zu Taiwan) als auch auf die interne strategische Sicherheit durch Unabhängigkeit in den Bereichen Energie und Technologie.
Erhöhte geopolitische Risiken stellen für Anleger eine große Sorge dar. Einige externe geopolitische Risiken haben jedoch nachgelassen, so zum Beispiel die Besorgnis über die Aufhebung der Börsennotierung von „American Depositary Receipts“ (ADRs), während einige interne strategische Fragen unserer Ansicht nach positive Auswirkungen haben können. Wir gehen davon aus, dass sie sich in verstärkten Investitionen in die Solar- und Windenergieerzeugung und in einer anhaltenden Konzentration auf die inländische Halbleiterproduktion niederschlagen werden.
Chinas Ziel der CO2-Neutralität bis 2060 ist eine wichtige langfristige politische Ausrichtung. Unternehmen aus dem Bereich der alternativen Energien und der Lieferkette für Elektrofahrzeuge sollten auf dem Radar der Anleger stehen, ebenso wie Unternehmen, die auf andere Politikbereiche ausgerichtet sind.
Wie können Anleger diese politisch motivierten Chancen in Investitionen umsetzen?
Fokus auf A-Aktien, politiknahe Sektoren und Fundamentaldaten
Für Anleger, die in Aktien investieren möchten, ist unserer Meinung nach der inländisch ausgerichtete Markt für A-Aktien der beste Ort. Im Vergleich zum international bevorzugten Markt für H-Aktien ist er größer (mit mehr als 4.600 Titeln im Vergleich zu weniger als 300) und weniger anfällig für geopolitische Risiken.
Bedenken Sie, dass der Schwerpunkt auf nachhaltigem Wachstum liegt, was eine regulatorische Unterstützung für Staatsunternehmen (State Owned Enterprises, SOE) und eine Umverteilung der Gewinne an die Verbraucher beinhaltet. Dadurch wird es schwieriger, wachstumsstarke Chancen zu finden, etwa bei Internet- und Biotechnologieaktien. Von Staatsunternehmen dominierte Sektoren wie Finanzwerte, Grundstoffe oder der traditionelle Einzelhandel werden jedoch attraktiver.
Die Anleger müssen auch die Auswirkungen des geringeren langfristigen Wirtschaftswachstums auf die Profitabilität chinesischer Unternehmen berücksichtigen. Durch eine wertorientierte Sichtweise können Anleger Unternehmen mit einem stabileren Profitabilitätspotenzial identifizieren, die zu attraktiven Bewertungen gehandelt werden.
So führte beispielsweise die Verschärfung der Vorschriften für das private Bildungswesen in China im Jahr 2021 zu einem weitverbreiteten Rückgang in diesem Sektor. Ein Staatsunternehmen, das ein Monopol auf Schulbücher hatte, stemmte sich jedoch gegen diesen Trend. Sein Umsatz mit Materialien zur Prüfungsvorbereitung stieg sprunghaft an, da die Schüler weiterhin Prüfungen ablegen mussten.
China bietet Chancen und Diversifikation
China hat sich zu einer langsamer wachsenden und stärker von der Politik gesteuerten Wirtschaft entwickelt. Anleger, die sich nach den alten, wachstumsstarken Zeiten sehnen, könnten enttäuscht sein, aber eine solche „Glas-halb-leer“-Haltung könnte unserer Meinung nach bedeuten, dass sie verpassen, was China zu bieten hat.
Um die Chancen zu nutzen, bedarf es einer Anlagestrategie, die auf die durch politische Richtlinien geschaffenen Möglichkeiten achtet und diese durch rigoroses Fundamentalresearch und eine sorgfältige Aktienauswahl aufspürt. China bleibt einzigartig. Als ein Land und Anlagenmarkt, der weitgehend nach seiner eigenen Pfeife tanzt, ist es weiterhin eine wertvolle Diversifikationsquelle für globale Aktienallokationen.